Das Uhrenmuseum von Le Locle, das Château des Monts, widmet sich der Uhrmacherei und den Instrumenten zur Zeitmessung. Es gehört seit den 1950er Jahren der Stadt Le Locle (NE) und ist als Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung klassifiziert. Ein Treffen mit
Morghan Mootoosamy, der mit Herz und Seele Direktor und Konservator des Museums ist. Der Rotarier ist Mitglied im RC La Chaux-de-Fonds, der Stadt, in der er aufwuchs.
Morghan, Sie arbeiten an einem aussergewöhnlichen Ort: Das Uhrenmuseum der Stadt Le Locle befindet sich in einem Schloss. Was bedeutet das für Sie?
Es ist ein tägliches Vergnügen, im Château des Monts arbeiten und leben zu können, einem Ort voller Geschichte und Emotionen. Das Gebäude, eine Patriziervilla, wurde vom Uhrmachermeister Samuel Dubois Ende des 18. Jahrhunderts als Sommerresidenz erbaut. Es repräsentiert alles, was die Uhrmacherei an Reichtum und Prestige bringen konnte.
Und wie sind Sie hierher gekommen?
Ein bisschen durch Zufall. Ich habe Kunstgeschichte an der Universität Lausanne studiert, mein Traum war es, Antiquitätenhändler oder Konservator eines Kunstmuseums zu werden. Doch schon bei meiner ersten Anstellung nach dem Studium bei Antiquorum in Genf, einem auf Uhrenauktionen spezialisierten Unternehmen, habe ich ein Band zur Uhrmacherei geknüpft. Zwei Jahre später ging ich nach England, um mein Englisch zu verbessern. Ich hatte gute Aussichten, eine Stelle im irländischen Cork zu bekommen, als ich das Inserat für einen Auftrag in Le Locle sah: Es ging darum, die Ausstellung der einzigartigen Sandoz-Sammlung anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Château des Monts vorzubereiten. Ich dachte mir, das sei die Gelegenheit, mich dieser unglaublichen Sammlung zu nähern und gleichzeitig meine Angelegenheiten in der Schweiz zu regeln, um nach Irland zu gehen. Doch
nach der Ausstellung wurde die Stelle des Museumsdirektors im Château des Monts ausgeschrieben.
Sie sind am Ende also nicht nach Irland gegangen?
Nein. Ich habe mich beworben und die Stelle erhalten. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, so spannend ist die Aufgabe! Ich habe immer viel Freude am Reisen gehabt, aber ich bin froh, in diese Region zurückgekehrt zu sein, in der ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin; ich bin ihr zutiefst verbunden. Es gibt eine eigene Kultur in den Neuenburger Bergen, in der die Menschen einander höflich begegnen. Diese Geisteshaltung hatte mir gefehlt. Diese von Menschlichkeit und Herzlichkeit geprägte Uhrmacherkultur charakterisiert übrigens auch meinen Paten Pierre Gygax im Rotary. Als er mir von Rotary erzählte, stellte ich nicht viele Fragen, sondern vertraute ihm. Dieses Vertrauen hat sich durch die Werte, die ich dort gefunden habe, und die Verbindungen, die ich zu den Mitgliedern meines Clubs pflege, bestätigt.
Wie muss man sich die Arbeit eines Konservators und Direktors eines Museums vorstellen?
Als Museumsdirektor entwickle ich ein Ausstellungsprogramm mit dem Ziel, das Museum für die Öffentlichkeit attraktiv zu machen, seine Vermittlungsaufgaben auf dem Gebiet der Technik und der Uhrmacherkultur zu erfüllen und zu seiner Aussenwirkung beizutragen. Das Publikum ist sowohl allgemein als auch fachlich interessiert, es kann sich aus Uhrenliebhabern und -sammlern, angehenden Uhrmachern und Wissenschaftlern zusammensetzen – es ist sehr breit gefächert. Dann ist es meine Aufgabe, das Budget, das dem Museum von der Gemeinde zugewiesen wird, zu erstellen und zu verwalten, sowie den Rahmen für diplomatische und politische Veranstaltungen vorzubereiten: Die Stadt Le Locle empfängt hochrangige Gäste gerne im Château des Monts. Im Jahr 2007 wählte der Bundesrat es übrigens für seine jährliche „Schulreise“ aus.
Als Direktor leite ich auch ein Team von 18 Beschäftigten in verschiedenen Abteilungen, vom Empfang bis zur Restaurierung antiker Stücke. Das Museum beherbergt nicht weniger als 4600 Gegenstände aus der Uhrmacherkunst aus rund 600 Jahren Geschichte, von der Renaissance bis heute. Das Museum bewahrt auch ältere Stücke auf, die mit der nicht-mechanischen Zeitmessung in Verbindung stehen, wie Kalender und Klepsydren.
Klepsydren?
Ja, das sind Wasseruhren. Die ersten, die sie vor etwa 5000 Jahren entwickelt haben, sind babylonische Städte. Wasseruhren gehören wie Sonnenuhren zu den ersten Instrumenten zur Zeitmessung, mit dem Vorteil, dass das Messen auch nachts weitergeht.
Sie sind von einer Vielzahl von Zeitmessern umgeben. Wie ist Ihr eigenes Verhältnis zur Zeit?
Sie erinnern mich daran, dass es vorgegebene Zeiträume gibt! Das ist gut so, denn es erinnert uns an eine Realität: Die Zeit vergeht, und sie vergeht schnell. Ich arbeite seit 17 Jahren im Uhrenmuseum und mir ist klar geworden, dass mir die Zeit immer fehlen wird, um alles zu tun, was ich gerne tun würde. Vielleicht hat mein indisches Erbe väterlicherseits auch etwas damit zu tun: Hindus machen sich keine Gedanken über das Paradies, sondern leben im Hier und Jetzt. Dieses Museum ermöglicht es mir, ganz ich selbst zu sein und mich im Alltag zu verwirklichen. Meine Tage vergehen wie im Flug, weil die Arbeit spannend ist, und wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist, vergeht die Zeit zu schnell. Manchmal würde ich gerne all diese Uhren um mich herum anhalten, um sie erst später wieder in Gang zu setzen.
Einen kleinen Zauberstab zu haben, wäre manchmal nicht schlecht!
In der Tat. Andererseits erinnern mich diese Zeitmesser auch an all die Generationen von Enthusiasten, die seit dem Ende des Mittelalters, als die ersten mechanischen Zeitmesser auftauchten, immer präzisere Instrumente hergestellt haben. Doch trotz des gesamten Know-hows der Uhrmachertradition in der Schweiz und anderswo bleibt die Uhr auch heute noch ein unpräzises Objekt.
Wie bitte?
Ja, das ist eine Tatsache, verglichen mit der Präzision einer Atomuhr. Mit einem mechanischen Instrument konnte diese Präzision bisher nicht erreicht werden.
Wir können mit dieser Ungenauigkeit ganz gut leben.
Absolut. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bestimmen weiterhin den Rhythmus des menschlichen Lebens, und das ist im Grunde auch gut so.
Zumal eine Uhr oft ein Luxusgegenstand ist, der einer Elite vorbehalten ist.
Es stimmt, dass der Zeitmesser, seit er tragbar ist, häufig für eine finanzielle Elite gedacht ist. Dies hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts geändet. In der Schweiz demokratisierte sich die Uhr zunächst durch Georges-Frédéric Roskopf, dann durch Swatch. Heute setzt die Schweizer Industrie jedoch zunehmend auf die Herstellung von Luxusartikeln. Dies spiegelt sich in einer sinkenden Anzahl von in der Schweiz hergestellten Teilen, während der Wert des Volumens steigt. Dies ist die Spezialität des Know-hows in der Schweiz. Die Uhrmacherei basiert auf englischen, französischen, holländischen und deutschen Traditionen, und dieses Erbe wurde in der Schweiz gepflegt, die sich zu einem Flaggschiff der Branche entwickelt hat. Aber vergessen wir nicht, dass auch ausserhalb der Schweiz Uhren hergestellt werden, die weniger kompliziert und daher erschwinglicher sind.
Sammeln Sie persönlich Uhren?
Ein bisschen, ja. Ich bin empfänglich für Uhren, weil sie das Know-how von mehreren Jahrhunderten verkörpern. Dieses Wissen berührt mich. Reglose Teile
setzen sich in Bewegung, wenn man sie zusammensetzt; dank dieses Know-hows lässt sich Zeit messen. Und da ich Kunstgeschichte studiert habe, bin ich natürlich auch empfänglich für den dekorativen Aspekt der Uhr.
Uhren werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Ist das in Ihrer Familie der Fall?
Ja, ich habe Uhren geschenkt bekommen. Man darf nicht vergessen, dass mein Grossvater und mein Vater Uhrmacher waren. Sie haben mir übrigens gesagt, dass ich im Leben alles machen könne, ausser Uhrmacher zu werden. Ich bin zwar nicht Uhrmacher geworden, aber ich bin trotzdem in einem Uhrenmuseum gelandet. Dies nur am Rande. Diese Uhren, die mir mein Grossvater, mein Vater und auch meine Mutter geschenkt haben, stellen für mich ein Kulturerbe dar, sie bergen aber auch Emotionen und Erinnerungen an meine Familie. Diese Stücke haben sie begleitet und begleiten mich heute, und ich werde sie meinerseits weitergeben. Ich mag diesen Gedanken an Uhren, die voller Geschichten, Epochen und Stile sind, die die Zeit und die Familien überdauern.
Kann man sie auch weiterhin tragen?
Ja, auf jeden Fall. Das ist der Vorteil einer mechanischen Uhr: Sie lässt sich reparieren. Glücklicherweise werden auch weiterhin Spezialisten ausgebildet, die in der Lage sind, fachgerecht an antiken Objekten zu arbeiten. Das Château des Monts zum Beispiel kann auf eine Restauratorin für antike Uhren zählen. Sie vollbringt Wunder, sowohl an Teilen aus dem 16. als auch dem 20. Jahrhundert.
https://www.mhl-monts.ch/