Entdeckungsreisen im Schweizer Finanzmuseum

miðvikudagur, 14. ágúst 2024

Rot. Werner Vogt

Im Westen von Zürich, unweit der Autobahnauffahrt auf die A1, liegt das Schweizer Finanzmuseum im Untergeschoss des SIX-Gebäudes. Die SIX vereinigt alle Bereiche der Finanzplatz-Infrastruktur (Börse, Abwicklung von Transaktionen, Verwahrung von Wertschriften, Zahlungsverkehr und Finanzdaten) für die Schweiz und für Spanien.

Vor über 20 Jahren schuf die damalige SIS – eine der drei Vorgängerorganisationen der SIX – die «Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere» und erwarb für diese eine der weltweit bedeutendsten Wertschriftensammlungen. Mit dieser als Basis wurde das Schweizer Finanzmuseum (getragen durch die gemeinnützige Stiftung) gegründet.

Welche Prunkstücke beherbergt das Museum? – Andrea Weidemann, Leiterin des Schweizer Finanzmuseums, erwähnt deren drei: zwei der ältesten Aktien überhaupt: Die Wertpapiere der VOC (Niederländische Ostindien-Kompanie, gegründet: 1602), die Compagnie française des Indes occidentales, gegründet: 1664) sowie die Chaplin Studios, deren erste Aktien Charlie Chaplin von Hand signierte. Zahlreiche Wertpapiere – neben Aktien auch Obligationen – wurden bis weit ins 20.  Jahrhundert von namhaften Künstlern entworfen. Entsprechend attraktiv ist deren Gestaltung.

Weit mehr als ein Museum

Das Schweizer Finanzmuseum ist aber weit mehr als eine Galerie für historische Aktien aus über vier Jahrhunderten. Das Museum vermittelt Finanzthemen im weitesten Sinn. Das geht von der Geschichte und Gegenwart des Finanzplatzes Schweiz über den Zusammenhang zwischen Unternehmertum, wirtschaftlicher Entwicklung und Bankenwesen bis zur Erklärung, wie eigentlich der Wertpapierhandel im Detail funktioniert. Wenige Besucherinnen und Besucher wissen, dass die Schweizer Börse 1996 ein selbst entwickeltes Handelssystem in Betrieb nahm, bei dem die Abwicklung ebenfalls voll automatisiert war. Nota bene das erste seiner Art weltweit. Unter Abwicklung versteht man übrigens den Prozess, der die gekauften Wertpapiere zum Käufer und der Verkaufserlös zum Verkäufer gebracht werden. Neben der Dauerausstellung organisiert das Museum regelmässig Sonderausstellungen, beispielsweise zur Geschichte des Bankenplatzes Schweiz oder über Themen wie Sport und Geld. Als nächstes wird eine Sonderausstellung zum Thema Geld im Kunstmarkt unter dem Titel «kunst.macht.geld» vorbereitet. Dies geschieht während der Sommerferien, die gleichzeitig für Renovationsarbeiten genutzt werden. Ab dem 30. August ist das Finanzmuseum und damit die neue Ausstellung wieder regelmässig, montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, geöffnet.

Für Teenager bis zu Grosseltern

Das primäre Zielpublikum des Schweizer Finanzmuseums ist zwischen 15 und 70 Jahren alt. Sehr zahlreich sind die Besuche von Schulklassen der Sekundarstufe 1 und 2 (Sekundarschule und Gymnasium). Auf Wunsch organisiert das Museum aber auch Workshops für Primarschulen und sogar Kindergärten, dies mit speziell geschulten Museumsreferenten bzw. Referentinnen. Neben den analogen Angeboten (vor Ort im Museum) und der digitalen Präsenz (Homepage) ist das Finanzmuseum auch in den Sozialen Medien bis und mit TikTok aktiv. 

Angesprochen auf das durchschnittliche Finanzwissen von unter 20-Jährigen verweist Andrea Weidemann auf etliche Studien, die zum Schluss kommen, dass Schweizer Schülerinnen und Schüler im Allgemeinen viel zu wenig über Wirtschaft und Finanzen wissen, ganz einfach, weil diese Themen in keinem Lehrplan vorkommen. Eine Ausnahme bildet das Wirtschaftsgymnasium. Dieses weit verbreitete Wissensdefizit ist bedauerlich, denn Finanzwissen betrifft eigentlich jedermann, und zwar auch indirekt über die Pensionskasse, die für Jahreseinkommen von 22000 Franken und mehr obligatorisch ist. Durch einen frühen Kontakt mit dem Thema Geld kann zudem der Jugendverschuldung entgegengewirkt werden. Um die Zielgruppe «Gen Z» zu erreichen, setzt das Museum stark auf digitale Medien wie TikTok. Damit die Inhalte dort altersgerecht umgesetzt werden, setzt das Museum auf die Wissensvermittlung «von Jugendlichen für Jugendliche»: Der Account wird weitestgehend eigenverantwortlich von den KV-Lernenden im Museumsteam betreut. Dass sich dieser Ansatz auszahlt, zeigt sich nicht nur in den Anzahl von Followern, sondern auch in den steigenden Besucherzahlen des Museums in dieser Altersgruppe. 

Unterhaltung und Catering

Kundenfreundlichkeit wird im Schweizer Finanzmuseum grossgeschrieben. Selbstredend bietet das Museum Privatführungen für Gruppen an, dies übrigens auf Deutsch, Englisch und Französisch. Sodann kann man Sonderführungen buchen, wie etwa die Alfred Escher Führung über das Leben des ausserordentlichen Unternehmers und Politikers Alfred Escher, die Gruseltour oder die Movie-Tour. Spielerisch Orientierte optieren vielleicht für das Format Crime & Wine, wo man in der Gruppe einen Kriminalfall löst. Damit die Vermittlung von Finanzwissen nicht zu trocken wird, können Besuchergruppen auch einen massgeschneiderten Apéro im Anschluss an die Führung bestellen, der in den Museumsräumlichkeiten genossen wird. Dabei empfiehlt sich eine frühe Buchung. Speziell das vierte Quartal und namentlich Termine im Monat Dezember sind sehr begehrt. 

Ende.

Die Vitrinen im Schweizer Finanzmuseum sind den steigenden und fallenden Börsenkursen nachempfunden