Seit jeher Leidenschaft für den Wald

mánudagur, 15. ágúst 2022

Die 33-jährige Amanda Crisinel-Ruch ist Holzfällerin und Försterin im Kanton Waadt und eine der wenigen Frauen, die diesen Beruf ausüben. Im Interview spricht sie über ihre Leidenschaft und die Herausforderungen, denen sie sich gegenübersieht.

Was für ein Kontrast! Die schlanke Hand mit den azurblau lackierten Fingernägeln, die auf dem riesigen Rad der Forstmaschine ruht: Amanda Crisinel-Ruch setzt einen weiblichen und koketten Akzent in einem scheinbar rauen und männlichen Arbeitsumfeld. Die junge Frau lacht und erzählt uns, dass sie "schon immer so war". 

"Ich musste mich beweisen"

Eine Frau oder sogar die einzige Frau in Männerteams zu sein, ist Amanda Crisinel-Ruch seit ihrem 15. Lebensjahr gewohnt. Damals begann sie ohne zu zögern ihre Lehre als Holzfällerin. "Ich wusste schon von klein auf, dass ich diesen Beruf ergreifen wollte. Dass sie ihre Ausbildung im Familienbetrieb absolviert hat, hat ihr einige Kritik eingebracht, aber sie sagt, dass sie nicht anders behandelt wurde als ihre Lehrlingskollegen. Im Gegenteil: "Ich musste mich als Mädchen beweisen. Ich wurde nicht verhätschelt".

Die Leidenschaft für Wald und Holz? Sie hat sich schon als kleines Mädchen mit dem Virus infiziert. Um sein Unternehmen aufzubauen, war ihr Vater Daniel nicht oft zu Hause, als die Kinder noch klein waren, aber seine Tochter nimmt ihm das nicht übel. "Er war in seine Arbeit vertieft". Heute hebt sie das hervor, was ihre Eltern gemeinsam aufgebaut haben. Sie bewundert deren Werdegang. 1984 arbeitete Daniel Ruch allein als Holzfäller und seine Frau Corinne führte die Buchhaltung. Heute beschäftigt der im Kanton Waadt sehr bekannte Forstbetrieb rund 40 Mitarbeiter. 

Sich Respekt verschaffen

Holzfällerin zu sein ist eine körperliche Arbeit, auch wenn "man mit dem Kopf denken muss und nicht nur mit den Armen", wie Amanda Crisinel-Ruch lächelnd erklärt. Daher liess sie sich nach sieben Jahren als Holzfällerin zur Försterin ausbilden und arbeitete für die Forstverwaltung der Forstreviere in Leysin-Les Ormonts und später in Saint-Cierges. Nach vier Jahren im Dienst der Gemeinden verspürte sie jedoch das Bedürfnis nach "mehr Herausforderung" und kehrte in den Familienbetrieb und damit in die Privatwirtschaft zurück. Mit 33 Jahren ist sie gemeinsam mit ihrem Bruder Sylvain und ihrem Vater Miteigentümerin des Unternehmens. Sylvain ist 36 Jahre alt und ebenfalls Holzfäller. Während er als Wirtschaftsprüfer arbeitet, ist Amanda für die Teamleitung, die Forschung und die Arbeitsorganisation zuständig, grösstenteils bei den Gemeinden und dem Kanton. Rückblickend ist sie sehr froh, dass sie Holzfällerin gelernt hat. "Man muss wissen, wovon man spricht, wenn man respektiert werden will", erklärt sie. 

Die Herausforderung des Privatsektors annehmen

In einigen Jahren wird sie den Betrieb zusammen mit ihrem Bruder übernehmen, zumal der 59-jährige Papa mit seinem neu gewonnenen Nationalratsmandat noch stärker in der Politik engagiert sein wird. Amanda Crisinel-Ruch schaut aus dem Küchenfenster in den Firmenräumen in Richtung Wald und zuckt mit den Schultern. "In der Privatwirtschaft weiss man nie, was der nächste Tag bringen wird. Aber ich sage mir, dass man es immer versuchen sollte, und ich möchte diese Herausforderung annehmen".

Der Wald ist geschwächt

Die Unsicherheit des nächsten Tages gilt übrigens auch für den Wald. Der Klimawandel schwächt Arten, die das Gesicht der Schweizer Wälder über Generationen hinweg geprägt haben. Fichten und Weisstannen leiden unter Hitze und Trockenheit, wobei die Fichte zusätzlich vom Borkenkäfer befallen wird. So werden Eschen durch einen Pilz namens Chalarose krank. Die Förster reagieren darauf mit der Anpflanzung von Mischwäldern und beenden die Monokulturen der Vergangenheit. Sie versuchen auch, Baumarten wie Eichen zu fördern, die mit dem heissen und trockenen Klima besser zurechtkommen. Amanda Crisinel-Ruch macht sich jedoch keine Illusionen, dass es sofort eine Lösung gibt. "Wir werden erst in einigen Jahrzehnten wissen, ob die Entscheidungen von heute die richtigen waren".

Zwischen Produktivität und Ökologie

Im Wald ist Amanda Crisinel-Ruch ständig, übrigens auch in ihrer Freizeit mit ihrem Mann und ihren zwei- und dreijährigen Kindern. Ihr Mann ist ebenfalls Holzfäller, "aber die Jungs werden vielleicht einen ganz anderen Beruf wählen, und das ist auch gut so", sagt die Mutter. Was ihr hingegen wichtig ist, ist, dass sie ihnen ihre Liebe zum Wald und vor allem den Respekt vor diesem Erbe vermitteln kann. "Holz ist ein edler Stoff, den der Wald immer wieder regeneriert". Ihn zu wirtschaftlichen Zwecken zu nutzen, ist für die junge Frau kein Widerspruch. "Wir schaden dem Wald nicht", argumentiert sie, "wir helfen ihm, sich schneller zu regenerieren." In der Schweiz ist das Waldgesetz streng: Die Fläche des Waldes darf nicht verringert werden und es ist verboten, mehr zu schlagen, als der Wald produziert. Umso schwieriger ist es für Amanda Crisinel-Ruch, sich mit Angriffen einiger Umweltschützer konfrontiert zu sehen, die "Mörder" rufen, wenn sie die Holzfäller mit ihren schweren Maschinen beim Fällen von Bäumen sehen. Denn die Bäume, die gefällt werden, sind "reif", erklärt die Rangerin, d. h. man könnte sie nicht mehr lange stehen lassen, weil sie austrocknen und eine Gesundheits- oder Sicherheitsgefahr darstellen könnten. Die hinterlassene Öffnung wird ausdrücklich mit jungen Bäumen aufgefüllt. "Ausserdem ist man verpflichtet, die schweren Maschinen auf den von den Förstern bestimmten Schneisen zu bewegen, um die Bodenverdichtung so gering wie möglich zu halten", fügt Amanda Crisinel-Ruch hinzu. Wir stellen ihr noch eine letzte Frage, bevor sie zu einem weiteren Termin geht. Zweitens: Sollen wir die Natur machen lassen? Ja, man könnte in wenig frequentierten Gebieten, um die Sicherheit der Menschen nicht zu beeinträchtigen. Aber dann würden die Berufe, die mit Holz zu tun haben, verschwinden und die Menschen würden arbeitslos werden, argumentiert sie. Mit einer weiteren negativen Folge in ihren Augen: "Es würde noch mehr Bauholz importiert werden".

Denise Lachat

 

Amanda Crisinel-Ruch, eine der wenigen Försterinnen in der Schweiz, begeisterte sich schon als Kind für den Wald