Der Waadtländer Rot. Franz Gillieron ist ein leidenschaftlicher Pferdeliebhaber und hat seit 1998 sein eigenes Pferd. Als Rotarier kann er die Freude am Reiten im Felllowship der rotraischen Wanderreiter mit anderen teilen. Wir haben den ehemaligen Governor des Distrikts 1990 und früheren Präsidenten des RC Aigle im Stall von Roche getroffen.
Vor dem Fotoshooting putzt Franz Gillieron seine Stute mit ein paar energischen Bürstenstrichen, um das Fell zum Glänzen zu bringen. Er fordert das am Ring angebundene Pferd auf, sich zu drehen, um ihm die andere Flanke zu präsentieren. „Drehen, oho, drehen!“, ermahnt er das Tier, das etwas widerwillig gehorcht. „Aber ja, ich weiss, du hast erst zwei Karotten bekommen“, grummelt er in einem komplizenhaften Ton und zieht eine dritte Karotte aus der Packung.
Taufe mit Wein aus Bordeaux
Sie haben offensichtlich ihre Gewohnheiten, Franz und seine Stute. Sie ist am 2. April 2012 geboren, er nennt sie Chasse-Spleen. Angesichts des fragenden Blicks der Journalistin bestätigt er, dass es sich dabei tatsächlich um den Namen eines Weins aus dem Bordelais handelt. Alle fünf Fohlen, die sein erstes Pferd, Fleur d'Azur, zur Welt gebracht hat, trugen die Namen von Bordeauxweinen, die Franz besonders gerne mag. Und das ist noch nicht alles. Franz hat noch eine weitere Spezialität: Er taufte alle Fohlen, indem er ihnen eine Flasche des Bordeaux-Weins, nach dem sie benannt sind, über das Hinterteil goss. Schließlich ist die Geburt eines Pferdes ein Grund zum Feiern. Die Liebe zu Pferden war bei Franz sofort entfacht. Sie packte ihn 1974, im Alter von 23 Jahren, als er in Biel als stellvertretender Direktor des Hotels Elite arbeitete. In seinem „Mäntigsclub“ (Montagsclub) schlug jedes Mitglied abwechselnd eine Sportart vor. Einmal ging die Gruppe reiten. Franz war auf Donald, und seither hat er „nie wieder den Rücken eines Pferdes verlassen“. Nicht unbedingt, um die sportliche Seite zu forcieren, obwohl er an Wettbewerben, insbesondere im Fahren, teilgenommen hatte, sondern aus reinem Vergnügen.
Die Verbindung zwischen Mensch und Tier
Wir sitzen im Reitstall, in dem Chasse-Spleen in Pension ist, und führen das Interview für das Magazin von Rotary Schweiz/Liechtenstein. Franz nickt und bestätigt, dass er „aus Leidenschaft reitet“. Zunächst einmal ist es natürlich wunderschön, auf dem Rücken eines Pferdes durch die Natur zu reiten. Von Roche aus, wo sich der Stall befindet, kann man an den grünen Ufern der Rhône entlang reiten. Dann ist da noch die starke Bindung, die zwischen Mensch und Tier entsteht. Auf jeden Fall muss es zwischen Franz und Fleur d'Azur, seiner 1998 gekauften Stute, Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Man hatte ihn vor diesem Turnierpferd gewarnt, das sich angeblich schwierig verhalte und nicht geritten werden wolle. Nichts davon war bei einer ersten Runde mit Franz zu spüren. Offensichtlich hatte die Stute genug von Turnieren und genug von den Frauen, die sie auf Turnieren ritten - und vielleicht gab es noch ein anderes, mysteriöseres Element, das sich nicht erklären lässt. „Ich habe deklariert, dass ich dieses Pferd und kein anderes haben will“, erinnert er sich. Und mit einem Anflug von Nostalgie fügt er hinzu, dass sie 15 Jahre lang eng miteinander verbunden gewesen waren. Wenn die Stute sein Auto kommen hörte, reagierte sie. Er wiederum konnte ganze Samstage damit verbringen, neben ihr im Gras zu sitzen. Seine Frau Ute aus Krefeld warf ihm sogar vor, dass er mehr Zeit mit seiner Stute als mit ihr verbringe. Das hat das Paar allerdings nicht daran gehindert, im August 2024 ihr 37-jähriges Ehejubiläum zu feiern.
Karriere in der Hotellerie
Gemeinsam mit Ute übernahm Franz das Hotel Excelsior in Montreux, eine der Stationen einer erfolgreichen Karriere in der Hotellerie. Durch die Hotellerie war Franz auch schon früh mit Rotary in Kontakt gekommen. Der RC Biel hielt seine Treffen im Elite ab, und viele Rotarier waren Franz' Freunde geworden. Es war jedoch in Villars-sur-Ollon, wo er das Bristol leitete, dass man ihn als Mitglied anfragte. Das war 1992. Seitdem war Franz Gillieron nicht nur Präsident seines Clubs, des RC Aigle, sondern zwischen 2006 und 2007 auch Governor des Distrikts 1990. Und das Tüpfelchen auf dem i ist die Tatsache, dass er das Pferd mit Rotary verbinden kann: Seit 1986 gibt es die Fellowship der rotarischen Wanderreiter. Franz Gillieron ist seit 2007 Mitglied und seit zehn Jahren ihr Präsident.
Italienisches Temperament
Franz wurde durch einen anderen Reiter und Rotarier auf die Rotary Fellowship aufmerksam: Aimé Roch vom RC Aubonne. Und was für ein Reiter! „Aimé ist ein Vorbild für mich“, sagt Franz mit bewundernder Stimme und zeichnet mit ausladenden Gesten und ausdrucksstarker Mimik das Bild eines eleganten Mannes, der sein ebenso elegantes Pferd perfekt beherrscht - es ist wohl kein Zufall, dass dieses Pferd Versace heisst. Franz hingegen trägt keinen südländischen Namen, aber in seinen Adern fliesst italienisches Blut, das er, wie er gerne zugibt, etwas überschwänglicher ausdrückt. Er lacht amüsiert und steckt eine weitere Zigarette an, bevor er wieder in seine Erinnerungen eintaucht.
Das italienische Blut hat er von seiner Mutter geerbt. Franz verbrachte übrigens fünf Jahre seiner Kindheit in Italien bei seiner Großmutter. Als er im Alter von sieben Jahren in sein Heimatdorf Ropraz (VD) zurückkehrte, begrüsste er seine Mutter und seinen Vater mit „buongiorno Signora, buongiorno Signore“. So war das Leben auf dem Bauernhof damals, wo es nie an Arbeit mangelte: Die Mutter kochte für 6 Kinder und 10 Erwachsene, ihre eigene Familie und die Familie des Bruders ihres Mannes sowie die Angestellten. Franz' Vater war Pöstler in Ropraz und holte die Post und Reisende mit den Pferden in Mézières ab, einer Haltestelle an der Tramlinie Lausanne-Moudon (deren Schienen Anfang der 1960er Jahre herausgerissen wurden, um Platz für den Bus zu schaffen). Die Pferde waren also bereits im Leben des jungen Franz präsent.
Franz lässt die Waadtländer in Paris paradieren
päter begeisterte er sich für die Artillerie und war nicht nur Mitbegründer der Batterie der reitenden Artillerie der Waadtländer Milizen, sondern schaffte es sogar, dass die Waadtländer Reiter an der Pariser Zeremonie vom 4. Dezember 2006 teilnahmen, die vom Armeemuseum anlässlich des Festes der Heiligen Barbara organisiert wurde. "‚Es war majestätisch‘, schwärmt Franz, der beim Gedanken daran immer noch eine Gänsehaut bekommt. Zwanzig Reiter, die als Ehrengäste eingeladen waren, paradierten stolz in den Uniformen der Waadtländer Milizen sechs Kilometer mit Eskorte durch Paris, von den Ställen der Garde républicaine (sic!) über die Seine-Ufer bis zum Ehrenhof des Invalidendoms. Dieser Franz! Er war mit zehn Männern nach Paris gereist, um die Batterie vorzustellen, hatte Kontakte geknüpft und die Verteidigungsministerin Yvorne probieren lassen. Betrachtet man das Foto im Artikel, der Ende 2006 in der waadtländischen Zeitung „24 heures“ erschien, denkt man sich übrigens, dass Franz und seine Kameraden in Sachen Eleganz nicht zu übertreffen waren.
Auf dem Rückweg nach dem Gespräch überqueren wir die Autobahnbrücke, um zum Bahnhof von Roche zu gelangen. Bevor Franz Gillieron in den Zug steigt, schaut er noch einmal zurück zum Stall und zum Park, wo Chasse-Spleen in Gesellschaft anderer Pferde gemütlich grast. Er ist froh, sie in guten Händen zu wissen. Franz ist mittlerweile 73 Jahre alt und geht zwei- bis dreimal pro Woche mit ihr ausreiten. Er arbeitet weiterhin zu 50 Prozent in der Hotellerie als Mitglied des Verwaltungsrats des Hotels Ecureuil in Villars-sur-Ollon. Er schmunzelt: „So bin ich beschäftigt". Darüber hinaus leistet das Mandat einen Beitrag an die Kosten für sein Pferd, die sich immerhin auf rund tausend Franken pro Monat belaufen. Neben der Zeit, die man für ein Tier zur Verfügung haben muss, sollte man auch diesen Betrag berücksichtigen, bevor man sich ein Pferd anschafft.
Die rotarischen Wanderreiter
Ein eigenes Pferd zu besitzen ist jedoch keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der Fellowship der rotarischen Wanderreiter. Es ist möglich, Pferde zu mieten, um an der jährlichen Reitwanderung teilzunehmen, die die Fellowship organisiert. Der Ritt dauert etwa eine Woche, wobei pro Tag rund vier Stunden geritten wird, und findet abwechselnd in der Schweiz und im Ausland statt. Die letzte Wanderung führte die Mitglieder nach Rickenbach (ZH) und in den Thurgau. Ziel dieser internationalen „Rotarian Fellowship of Touring Horseback Riders“, an der sowohl Schweizer als auch Franzosen, Italiener und sogar Brasilianer teilnehmen, ist die Pflege der internationalen rotarischen Freundschaft, die Förderung der Liebe zur Natur und zu Pferden sowie des Wanderreitens.
Franz Gillieron würde sich über neu Mitglieder freuen und macht daher ein wenig Werbung für den Club. „Ganz ehrlich, das ist eine der schönsten Wochen des Jahres, in der es neue Orte zu entdecken gibt“, schwärmt er. Er selbst ist auch Mitglied der italienischen Fellowship, die der Schweizerischen angegliedert ist. Die „Compagnia dei cavalieri rotariani“ hilft autistischen Kindern durch Hippotherapie, wozu die Schweizer einen finanziellen Beitrag leisten. „Die Pferde spüren die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder, und die Verbindung, die dabei entsteht, tut diesen jungen Menschen gut“, sagt Franz. Diese wertvolle Verbindung zwischen Mensch und Pferd kennt und schätzt er seit nunmehr 50 Jahren.
Die rotarischen Fellowships
Die Rotary Fellowships sind internationale Gruppen, die gemeinsame Interessen teilen. Als Mitglied einer Fellowship kann man sein Hobby oder seine beruflichen Interessen mit anderen teilen und neue Freunde bei Rotary finden.
Das Angebot ist vielfältig, mit über 70 Fellowships, die sich so unterschiedlichen Themen wie 4x4-Fahrzeugen, PC-Nutzern, Angeln, Umwelt, Jazz, Rotary-Pin-Sammlungen, Bier, Whisky, Wein, Yachting, Yoga und vielem mehr widmen.
In der Schweiz gibt es zehn Rotary Fellowships. Sie haben die Auswahl zwischen Cycling, Flying, Golfing, Motorcycling, Skiing, Yachting, Radioamateuren, Classic Vehicles, Hochgebirgswanderungen und natürlich dem Touring Horseback Riding.
Weitere Informationen: https://fellowships.polaris.rotary.ch/de/