Von Däniken Fashion – Offline erfolgreich im hochdigitalisierten Zeitalter

miércoles, 15 de enero de 2025

Rot. Simone Mayer-Jacober

Es ist ein geschichtsträchtiges Gebäude, in welchem sich das Modehaus Von Däniken an der Vorderen Vorstadt in Aarau befindet. Das spätklassizistische Gebäude entstand 1866 auf dem Fundament eines Felsvorsprungs, auf dem die Stadt Aarau errichtet wurde. Max Grässli, ein Mitglied der früheren Besitzerfamilie, kam 1945 in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit und war als Schweizer Gesandter in Tokio der Überbringer der Kapitulationsurkunde auf dem Flugzeugträger USS Missouri und besiegelte das Ende der Kampfhandlungen im 2. Weltkrieg.

Auf eine lange Tradition darf auch die Familie Von Däniken blicken: Im Jahr 1887 gründete Josef Von Däniken sein Herrenschneidergeschäft in Erlinsbach auf der Solothurner Kantonsseite. Rot. Markus Von Däniken, Mitglied im RC Aarau-Alpenzeiger, führt heute gemeinsam mit seiner Frau Beatrice das erfolgreiche Traditionsunternehmen in vierter Generation und darf sich im Jahr 2025 auf das 138-jährige Bestehen freuen. Selbst gerne einen Blick auf das Schöne werfend, hat Rot. Simone Mayer-Jacober ihren rotarischen Freund um ein Interview gebeten.

Markus, du hast im Jahr 1991 das Geschäft von deinem Vater sowie dessen zwei Brüdern Leonhard und Hans käuflich als Alleininhaber übernommen. Wie bist du ins Modebusiness eingestiegen? Interessierte dich Fashion schon immer oder war es Zufall? 

Es war wohl beides. Ich half als Jugendlicher im Geschäft meines Vaters mit und verdiente mir so mein Taschengeld. Mit 16 Jahren arbeitete ich jeweils am Samstagnachmittag im Verkauf. Ich erwarb mir also schon in meiner Jugend Fachkenntnisse, die ich dann ab 1997, nach Abschluss der Kanti Aarau, in der Schweizerischen Textilfachschule Zürich zu professionalisieren begann. Der Abschluss als eidgenössisch diplomierter Textilkaufmann STF und später die Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten waren gute berufliche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in die Modebranche. Meine Stationen führten mich zu Jelmoli, Beyeler sowie Spengler. Zudem war ich von 1997 bis 2019 Präsident des Berufsverbandes Textilschweiz für den stationären textilen Detailhandel. 

Ein Zweigenerationengeschäft mit neu interpretierten Stilrichtungen

Was macht die Leidenschaft für die schöne Mode aus?

Primär muss man Freude an der Materie haben und ein Flair für Farben und Stile. Weiter gilt es, die Unterschiede in der Verarbeitung und Passformen für seine Kunden zu erkennen und umzusetzen. Bei mir waren schon früh die Freude an Stoffen und der Verkaufsberatung vorhanden. 

Was ist für dich Zeitgeist – auch in Bezug auf guten Modegeschmack?

Der Zeitgeist ändert sich durch die gesellschaftliche Entwicklung, was das Erscheinungsbild anbelangt. Heute verlässt man sich auf einen eher entspannteren Kleidungsstil, also mehr Casual- oder Freizeitmode. Geschmack bedeutet aber in allen Epochen Stil in Bezug auf Farben und Passformen sowie gute Qualitäten.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich diskutieren… Wie würdest du die Stilrichtung eures Geschäfts definieren? 

Wir sind ein Zweigenerationengeschäft. Unser Stil geht von trendig sportlich bis hin zu einer neuen Interpretation von formaler Bekleidung. Der Begriff Neoclassic spricht meines Erachtens mehrere Generationen an – wird aber unterschiedlich kombiniert. Nebst trendiger Mode gibt es neu interpretierte Klassiker wie auch Masskonfektion und -hemden. Wichtig sind uns hervorragende Qualitäten und Passformen. 

Auch bei Von Däniken Fashion gilt: Think global, act local!

Woher holst du deine modischen Inspirationen? 

Sehr wichtig sind Besuche von Modemessen in Florenz, München oder Mailand. Weiter gehören die Marktbeobachtung wie auch die Fachpresse zu den Basisquellen. Wir inspirieren uns global und handeln lokal. 

Reist du viel, um neue Marken und Stile zu entdecken? 

Meine Frau und ich sind pro Jahr an ungefähr 30 Arbeitstagen im In- und Ausland unterwegs, um unser Sortiment zusammenzustellen.

Was bedeutet im Zeitalter der Fast Fashion eine gute Partnerschaft zu Modeherstellern? 

Fast Fashion spielt sich fast ausschliesslich im tieferen Preissegment ab, und wir führen keine Fast Fashion. Die Kollateralschäden dieser Angebotsart sind sehr bedenklich – denk zum Beispiel an die Ressourcenverschwendung und die fraglichen Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. 

Wir arbeiten seit Jahren mit vielen mittelständischen europäischen Produzenten in Italien, Portugal und Osteuropa zusammen, die viel in die Produktentwicklung, die Qualität wie auch Nachhaltigkeit investieren. Die globale Wertschöpfungskette kommt jedoch nicht ohne Produktionen in Fernost aus. 

Ich habe in einem Zeitungsartikel gelesen, dass ihr euch als «Schnellboot im Markt der Mode» bezeichnet, da ihr euch rascher an Trends, Veränderungen etc. anpassen könnt. Wie entsteht deiner Meinung nach ein Trend? Und wo streckst du deine Fühler nach ersten Trendanzeichen aus? 

Die Modetrends setzen sich im breiten Markt nicht mehr so schnell 1:1 um, wie allgemein erwartet wird. Die moderne Kundschaft wünscht sich zwar immer einen steten Wandel, jedoch braucht es länger als eine Verkaufssaison, bis eine Stiländerung akzeptiert wird und sich durchsetzt. Im Fokus liegen heute nebst Trendumsetzung und Preis ganz klar die Bequemlichkeit und die einfache Pflege von Textilien. 

Eine Anschlussfrage zum Trend: Auf welchen Trend würdest du nie aufspringen? 

Sag niemals nie! Ich bin der Auffassung, dass wir unsere Berechtigung nur haben, wenn wir den Wünschen und Erwartungen unserer Kundschaft Rechnung tragen.

Den eigenen Stil authentisch zum Ausdruck bringen

Was macht einen guten Stil aus? 

Ein guter Stil ist keine Frage des Preises mehr, sondern eine Frage des Geschmacks. Stil haben bedeutet, sich unter Berücksichtigung seines eigenen Typs zeitgemäss von Kopf bis Fuss zu kleiden. Aber es geht noch weiter: Die Pflege der Bekleidung aber auch des eigenen Körpers gehören ebenfalls dazu. Leider sind sich viele Zeitgenossen nicht bewusst, welche Signale sie mit vernachlässigter Bekleidung versenden. Etwas mehr Sozialkompetenz würde manchmal vorteilhaft wirken. 

Kommen deine Kunden mit einer fixen Vorstellung ins Geschäft oder lassen sie sich auch von dir beraten? 

Das ist sehr unterschiedlich. Meistens erwarten die Kunden eine Beratung und einen Vorschlag für den Bekleidungswunsch. Sie sind froh, wenn ihnen Fachpersonal Vorschläge unterbreitet. Die Inspiration über das so genannte Visual Merchandising im Laden wie auch im Schaufenster sind im stationären Handel nach wie vor wichtige Entscheidungshilfen. 

Was war dein schönstes Kundenerlebnis? 

Das werde ich nie vergessen! Eines Tages betrat ein 102-jähriger Mann mit seiner 80-jährigen Partnerin unser Geschäft, um sich einen Anzug zur Hochzeit seiner Urenkelin auszusuchen. Er hatte im Jahre 1942 bei meinem Grossvater seinen Hochzeitsanzug gekauft und wollte sich zu diesem freudigen Anlass nochmals stilvoll einkleiden. 

Im Internet findet man keine Webseite von «Von Däniken Fashion»; es gibt auch keinen Onlineshop. Das ist heute eher ungewöhnlich – Stichwörter: wenig Zeit, alles muss schnell gehen, grosse Onlineversandhäuser. Warum geht euer Geschäftsmodell im digitalisierten 21. Jahrhundert immer noch auf?

Detailhändler in unserer Grösse verrennen sich sowohl finanziell als auch organisatorisch mit der Implementierung eines Onlineshops. Unsere Strategie lautet, offline erfolgreich zu bleiben, statt sich auf den On- und Offline-Ebenen zu verzetteln. Beratung und haptische Erlebnisse schaffen, ist unseres Erachtens wichtig. Natürlich sind wir informativ auf Google und Instagram präsent – aber zugegeben, dort haben wir noch Optimierungspotenzial. 

Wenn du nach vorne blickst: Was möchtest du mit «Von Däniken Fashion» noch erreichen? 

Wir steuern auf das 140 Jahre Jubiläum im Jahr 2027 zu und haben weitere Ideen, wie wir in Aarau unser Niveau als Vier Sterne Superior Geschäft optimieren wollen. Zielsetzung ist eine nahtlose Weiterführung durch eine neue Unternehmergeneration, die nicht familiär mit uns verbunden sein muss. 

Zum Abschluss – wer wird in fünfter Generation übernehmen? 

Eine Familien-interne fünfte Generation wird es nicht geben. Es wird jedoch eine neue Geschäftsgeneration mit neuen Ideen übernehmen. Wir sind überzeugt, dass ein neuer Unternehmer oder eine neue Unternehmerin sich auf unserem Von Däniken-Fundament für viele weitere Jahre etablieren wird. Menschen brauchen in allen Zeiten Bekleidung und nur noch digitale, virtuelle Beschaffung löst keine Emotionen und direkte Freude aus. Wie bereits erwähnt, sind es die Erlebnisse vor Ort, die einen positiven Kaufentscheid unterstützen.

Herzlichen Dank, Markus, für diese ganz persönliche Modereise.


Zur Person: Rot. Markus Von Däniken

In Berührung mit Rotary kam er als junger Mann durch seinen Vater Josef, der Gründungsmitglied im RC Gösgen-Niederamt war. 2003 war Markus Gründungsmitglied im RC Aarau-Alpenzeiger und amtete zuerst als Kassier, bevor er 2007/08 zum Präsidenten gewählt wurde. Das Modegeschäft Von Däniken Fashion an der Vorderen Vorstadt in Aarau positioniert sich im gehobenen Segment für Herren- und Damenmode, Schuhe und Accessoires sowie Business Casual.


Markus und Beatrice Von Däniken