Seit 1925 verbindet das Europa/Afrika-Büro in Zürich Rotarier über Grenzen hinweg. Was mit 27 Clubs begann, ist heute das Herzstück eines Netzwerks, das mehr als 11780 Clubs in 114 Ländern unterstützt – ein Jahrhundert des Engagements und der Innovation.
Es begann 1925 mit einer Vision: Rotary International gründete in Zürich sein erstes Büro ausserhalb der USA, um die Clubs in Europa besser zu unterstützen und zu vernetzen. Was damals mit 27 Clubs in acht Ländern startete, hat sich in den letzten 100 Jahren zu einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte entwickelt. Heute betreut das Europa/Afrika-Büro (Europe/Africa Office, kurz: EAO) mehr als 11780 Rotary- und Rotaract-Clubs in 114 Ländern und ist ein unverzichtbarer Pfeiler der rotarischen Gemeinschaft. Ein Anlass, um zurückzublicken, zu feiern – und gespannt in die Zukunft zu blicken.
Ein mutiger Anfang in bewegten Zeiten
Die frühen 1920er Jahre waren geprägt von Aufbruch und Optimismus; sie markierten für Rotary eine Phase von beachtlicher Expansion. In dieser dynamischen Ära erkannte Rotary die Notwendigkeit, die wachsende Zahl an Clubs in Europa besser zu unterstützen. Dies sollte durch ein eigenes Büro möglich werden. Zürich, bekannt für seine internationale Ausrichtung, sollte zur perfekten Heimat des neuen Büros Fred Warren Teele, ein Rotarier mit viel Leidenschaft und internationaler Erfahrung, übernahm die Leitung und legte den Grundstein für die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Clubs und dem Hauptsitz in Evanston.
In der Anfangszeit konzentrierte man sich vor allem auf Korrespondenz, Übersetzungen und administrative Aufgaben, die in den bescheidenen Räumlichkeiten an der Theaterstrasse erledigt wurden. Doch schon bald wurde klar, dass dieses Büro weit mehr war als ein einfacher Verwaltungsstandort – es war ein Knotenpunkt für Ideen, eine Brücke zwischen Kulturen und eine Plattform für Austausch. Weil das Personal aufgestockt und das Aufgabenfeld kontinuierlich erweitert wurde, zog das Büro bis Mitte der 1930er Jahre mehrmals um – ein untrüglicher Beleg für das enorme Wachstum von Rotary in Europa und weiten Teilen Afrikas.
Durch Krisen und Kriege: Ein Fels in der Brandung
Allein: Die Euphorie sollte ein jähes Ende finden. Die Weltwirtschaftskrise und die politischen Spannungen der 1930er Jahre stellten Rotary vor enorme Herausforderungen. Als der Zweite Weltkrieg Europa erschütterte, mussten viele Clubs ihre Aktivitäten einstellen. Die Zahl der betreuten Clubs schrumpfte dramatisch – doch das Zürcher Büro blieb standhaft.
Mit minimalem Personal – nur Esther Achard und Trudi Zimmermann hielten 1940 den Betrieb aufrecht – und unter schwierigsten Bedingungen leistete das Büro Aussergewöhnliches. Dank der Neutralität der Schweiz wurde es zu einem wichtigen Akteur in der humanitären Hilfe. Eine zentrale Rolle spielte in diesem Zusammenhang der Rotary-Hilfsfonds, 1940 an der Rotary International Convention ins Leben gerufen. Er unterstützte Kriegsopfer und Rotarier in Not. Das Büro arbeitete darüber hinaus eng mit dem Roten Kreuz zusammen, um Briefe und Pakete an Kriegsgefangene auszuliefern – eine lebenswichtige Verbindung in Zeiten von tiefster Isolation.
Ein Neubeginn mit Rückenwind
Nach dem Krieg erlebte Rotary in Europa einen fulminanten Wiederaufstieg. Clubs in Ländern wie Frankreich, Belgien und Italien nahmen ihre Arbeit wieder auf, und das Büro spielte eine Schlüsselrolle bei der Reorganisation. «Rotary in Europa ist auf dem Weg zurück!», titelte im Mai 1946 The Rotarian. Dutzende von Clubs wurden wieder zugelassen, neue Distrikte wurden gegründet – und der Boom hielt an: In den 1950er Jahren wuchs Rotary in einem nie dagewesenen Tempo.
Das Zürcher Büro stand dabei nicht nur organisatorisch im Mittelpunkt, sondern wurde auch zu einem Zentrum für Innovation. Um mit dem rasanten Wachstum Schritt zu halten, etablierte es neue Technologien, verbesserte die Kommunikation und verstärkte die Verbindungen zu Afrika.
Grenzen überwinden: Die Magie der 1990er Jahre
Mit dem Fall der Berliner Mauer begann abermals ein neues Kapitel: Rotary kehrte nach Mittel- und Osteuropa zurück. In postkommunistischen Ländern wie Tschechien oder Russland wurden Clubs neu gegründet oder aus dem Dornröschenschlaf geholt. Das Büro in Zürich unterstützte diese aufregende Expansion mit Übersetzungen, Mentoring und organisatorischer Hilfe.
Es war eine Zeit voller Aufbruchsstimmung. Die Mitarbeiter des Büros, ein wahrhaft internationales Team, spiegelten Rotarys Werte wider: Vielfalt, Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis. Nicht umsonst bezeichnete The Rotarian das Büro damals als «Mikrokosmos der rotarischen Welt».
Eine Zukunft voller Möglichkeiten
In 100 Jahren hat das Europa- und Afrika-Büro gezeigt, dass es mehr ist als eine Verwaltungseinheit. Es ist ein lebendiger Beweis für Rotarys Fähigkeit, sich an eine sich wandelnde Welt anzupassen. Ob handgeschriebene Briefe oder digitale Plattformen – das Ziel bleibt unverändert: Rotarier dabei zu unterstützen, die Welt ein Stück besser zu machen.
Heute steht das Büro nicht nur für seine reiche Geschichte, sondern auch für seine Vision: eine Welt, in der Dienst und Freundschaft über Grenzen hinweg verbinden. Mit jedem neuen Jahr wird diese Mission weitergetragen – inspiriert von einem Jahrhundert voller Geschichten, Herausforderungen und Erfolge.
Ein Blick in die Geschichte Das Büro in Zürich wurde offiziell am 7. Februar 1925 eröffnet, um die Clubs in Kontinentaleuropa zu unterstützen. Seitdem ist es parallel zur regionalen Expansion von Rotary und seinem Engagement für den Dienst erheblich gewachsen. Einige bemerkenswerte Meilensteine umfassen: - 1925: Rotary International eröffnet ein Büro in Zürich, Schweiz. - 1927: Die Rotary International Convention in Ostende, Belgien, ist die erste auf dem europäischen Festland. - 1934: Das Büro in Zürich zählt zehn Mitarbeitende, die mehr als 400 Clubs betreuen. - 1940: Rotary richtet einen Hilfsfonds ein, um Rotarier zu unterstützen, die von Konflikten betroffen sind. Das Büro in Zürich hilft während des Zweiten Weltkriegs bei der Verteilung von Hilfsgeldern in Europa. - 1953: Die Rotary International Convention in Paris, Frankreich, hebt Rotarys erneute Präsenz in Westeuropa nach dem Krieg hervor. - 1975: Das Büro in Zürich beschäftigt 28 Mitarbeitende und unterstützt mehr als 2900 Clubs. - 1989: Nach dem Fall der Berliner Mauer kehrt Rotary nach Mittel- und Osteuropa zurück und eröffnet Clubs in Ländern wie Rumänien und der Tschechischen Republik. Das Zürcher Büro spielt als internationale Schnittstelle eine zentrale Rolle. - 1992: Das Büro in Zürich wird in Europa/Afrika-Büro (Europe/Africa Office, kurz: EAO) umbenannt, um seine aktive Unterstützung von Mitgliedern auf beiden Kontinenten besser widerzuspiegeln. - 2019: Das EAO eröffnet ein Lernzentrum, das Mitgliedern Raum bietet, sich zu vernetzen, zu lernen und Rotarys Mission zu fördern. |