VOLKSSCHULE UND ARMEE AN DER ROTARY UNI IN BERN

Monday, November 20, 2023

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Die vier rotarischen Fragen sind auch in der Schweizer Armee und in der Volksschule zentral: Das erfuhren die Teilnehmer der elften rotarischen Uni des Distrikts 1990 in Bern.

Auf den schmalen Schwenksitzen der Aula in der Mannschaftskaserne der Berner Truppen folgen in der Regel 20-Jährige den Ausführungen von Hans-Peter Walser. «Die passen da bestens hinein», feixte der Korpskommandant und Ausbildungschef der Schweizer Armee unter dem Gelächter des Publikums. Und er lobte sogleich: «Dass auch Sie auf den Sitzen Platz finden, ist der beste Beweis dafür, dass Rotarierinnen und Rotarier, die ein etwas höheres Durchschnittsalter haben, fit sind»! 

Führung braucht fünf V

Um Fitness im weitesten Sinne ging es auch in Walsers Referat. Im lebhaften Stil und mit vielen anschaulichen Beispielen illustriert, sprach Walser, der auch stellvertretender Chef der Schweizer Armee und Rotarier ist, unter dem Blickwinkel von Auftragstaktik und Führungsgrundsätzen zur Zukunft unserer Milizarmee. Wie bei der zivilen Führung stehe auch bei den militärischen Führungsprinzipien der Mensch im Zentrum. Transformatorische Führung ist für Walser dabei ein Schlüsselbegriff, der auf fünf V-Wörtern basiert: Vorbild sein, eine Vision haben, Vertrauen haben, Verantwortung übernehmen und delegieren sowie Verständnis zeigen. Diese fünf V braucht es laut Walser, um Auftragstaktik zu leben, statt Befehle zu erteilen. «Man gibt das Ziel vor, aber nicht, wie man es erreicht. Das bedingt Wertschätzung, weil die Führung einen Teil der Kontrolle abgibt.» So kommen denn auch die vier rotarischen Fragen ins Spiel: Ist es wahr, ist es fair für alle Beteiligten, wird es Freundschaft und guten Willen fördern und wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen? Walser ist überzeugt, dass die Schweizer Armee in Beachtung dieser Fragen die beste praktische Führungsausbildung bietet – und gleichzeitig jungen Menschen Werte wie Kameradschaft, Disziplin, das Hintanstellen eigener Bedürfnisse oder berufliche Fachkenntnisse bietet. 

«Sagen Sie danke»                                                        

Damit die auf Helfen und Schützen ausgerichtete Armee 21 wieder verteidigungsfähig wird, braucht es nach den Worten von Walser eine «adaptive Weiterentwicklung», die in den nächsten 20 Jahren rund 50 Milliarden Franken kosten soll. Daneben ist laut Walser internationale Kooperation unabdingbar, beim Nachrichtendienst ebenso wie bei der Ausbildung der Bodentruppen, für die in der Schweiz kein Platz für das Trainieren im urbanen Kampf vorhanden sei. Um Junge für die Armee zu begeistern, holt Walser sie mit seinem Team da ab, wo sie abzuholen sind: auf TikTok mit mehreren Millionen Reichweite und in der Volksschule neu im Rahmen einer Sicherheitswoche und eigenen Lehrmitteln. Auch Rotarierinnen und Rotarier können für die Milizarmee einstehen, ist Walser überzeugt: «Sagen Sie das nächste Mal, wenn Sie jemanden in Uniform sehen, doch einfach danke zu dieser Person. Wertschätzung ist ein wichtiger Antrieb für persönliches Engagement.»

Rotarische Werte im Lehrplan

Auch der frühere Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (2006 bis 2018) zog in seinem Referat über die Werte im Schweizerischen Bildungssystem Parallelen zu den vier rotarischen Fragen. Exakt die mit diesen Fragen verbundenen Kompetenzen wolle auch der Lehrplan 21 fördern. Pulver, der als Generalsekretär der Grünen Partei gearbeitet hatte, bevor er Rechtswissenschaften studierte und dann selbst in die Politik einstieg, sprach personelle, soziale und methodische Kompetenzen wie Selbstreflexion, Eigenständigkeit, Konfliktfähigkeit und Umgang mit Vielfalt an. Für Pulver sind diese Kompetenzen entscheidender als der «Bildungsrucksack», den die Schule vermittelt. «Wir wissen doch alle, dass ein Grossteil schulischen Wissens vergessen geht.» Das Wichtigste für die Jungen, so Pulvers Überzeugung, ist die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Erfahrung, dass sie Neues lernen können, dabei Fehler machen, aber die Flinte nicht ins Korn werfen. Dies biete das Schweizer Bildungssystem auch dank seines dualen Aufbaus und seiner Möglichkeiten, über verschiedene Wege zum Ziel zu kommen. Im Ausland, das schwergewichtig auf den akademischen Weg setze, «fahren Chemiker Taxi und sind frustriert». Der Ex-Erziehungsdirektor hielt ein flammendes Plädoyer für die Gleichwertigkeit von Berufslehre und akademischem Weg und warnte davor, den Anteil der Maturanden erhöhen zu wollen. Berufsethos und das Bewusstsein für Qualität erlaubten der Schweiz, «trotz hoher Preise auf dem internationalen Markt erfolgreich zu sein».

Ein glücklicher Governor

Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum zeigten, dass der DG Simon Bichsel mit den Referenten eine ausgezeichnete Wahl getroffen hatte. Ebenso angeregt wurde in den diversen Workshops, den Pausen sowie an den Ständen der Rotarischen Aussteller diskutiert. Ein sichtlich glücklicher Simon Bichsel freute sich nach Abschluss der Uni, dass er seine Botschaft zum Berufsdienst habe vertiefen können. Und mit rund 340 Anwesenden lag die Teilnahme in Bern rekordmässig hoch. Das Team Bichsel scheint nach dieser Rotary Uni vom 11. November bestens gerüstet für das Grossereignis im April 2024, wenn Rotary Schweiz seinen 100. Geburtstag feiern wird. 

DG Simon Bichsel dankt Korpskommandant Hans-Peter Walser mit einem Präsent für sein Referat