Mit einem rauschenden Benefizanlass auf dem Feierlenhof in Altnau hat ROKJ, die rotarische Initiative für wirtschaftlich benachteiligte Kinder und Jugendliche, jetzt sein 15-jähriges Bestehen gefeiert.
Das war ein perfekter Geburtstag: Zum 15-jährigen Bestehen von ROKJ hat der RC Kreuzlingen zu einem Brunch geladen. Der Erlös aus der Veranstaltung – eine Summe von ungefähr 20000 Franken – fliessen selbstverständlich an das Projekt.
Bei strahlendem Spätsommerwetter versammelten sich 120 Gäste unter den Kirschbäumen des idyllischen Feierlenhofs oberhalb von Altnau. Rotarier aus sieben Clubs waren gekommen, darunter Governor Thomas Hunziker. Die Gäste wurden von Familie Barth, die den Obstbauernhof betreibt, mit liebevoller Professionalität und mit Köstlichkeiten aus der eigenen Küche verwöhnt. 135 Eier wanderten in die Pfanne und wurden vor den Augen der Gäste zu Rührei verarbeitet.
Der Brunch wurde durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm ergänzt, immer mit dem Ziel, Spendengelder zu generieren. Astrid Keller, Präsidentin des RC Kreuzlingen, führte durch das Programm. Für den reibungslosen Ablauf des Festes hatte Daniel Spiegel mit seinem OK in monatelanger Vorbereitung gesorgt.
Als besondere Gäste hatten sich 20 Harley-Fahrer des East Side Chapters Switzerland angemeldet. Sie fuhren mit tiefem Motorengeblubber über das Gelände, feierten fröhlich mit und spendeten 1000 Franken für ROKJ. Ruedi Tritten, ehemaliger Käsereimeister der Kartause Ittingen, verriet die Geheimnisse des Käsens und produzierte vor Ort aus 80 Litern Rohmilch acht Kilogramm Käse, der verlost wurde. Die Thurgauer Apfelkönigin Nadja Högger spielte Glücksfee und zog die 25 Gewinner. Der Erlös der Käseverlosung lag bei 1400 Franken. Bereits im Vorfeld hatten die Gäste «Patenschaften» für Apfelbäume übernommen. Zum Preis von je 200 Franken sicherten sich die Rotarier und Rotarierinnen die Ernte eines Jahres für einen Apfelbaum der Sorte Evelina.
Ein Höhepunkt des Vormittags war das Interview, das Manuela Eichenlaub vom RC Kreuzlingen mit ROKJ-Gründer Toni Schönenberger führte. Der Rotarier erzählte eindrücklich, wie ihn ein Gespräch mit Heidi Grandits vom Sozialdienst Frauenfeld tief bewegt hatte. In dieser Unterhaltung hatte er von der Armut erfahren, die zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in der reichen Schweiz betrifft. Heute leben nach Schönenbergers Angaben 135000 Kinder in Armut, weitere 270000 Kinder sind von Armut bedroht. Auch wenn der Sozialdienst sich um das Lebensnotwendige kümmert, reicht die Unterstützung oft nicht aus, um den Kindern eine Beteiligung am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Um diese Kinder besser in die Gesellschaft zu integrieren, entschloss sich Toni Schönenberger vor 15 Jahren, ROKJ zu gründen. Auf Nachfrage von Manuela Eichenlaub beschrieb er, wie ROKJ zunächst im eigenen Rotary Club, dem RC Weinfelden, etabliert wurde. Später hätten sich praktisch gleichzeitig alle neun Thurgauer Rotary- und Inner Wheel Clubs beteiligt.
Als geübter Netzwerker machte der ehemalige CEO des UBS-Ausbildungszentrums Wolfsberg bei all seinen Kontakten Werbung für die Stiftung und erreichte schnell, dass sich 65 der 75 Clubs im Distrikt 2000 anschlossen und die erste ROKJ-Region bildeten. Heute gibt es 25 ROKJ-Regionen in der gesamten Schweiz, denen jeweils mehrere Rotary, Inner Wheel und Rotaract Clubs angehören. Sie alle arbeiten eigenständig. Durch die Regionalität der Organisation ist eine direktere Abwicklung der Anträge möglich.
In den 15 Jahren seines Bestehens hat ROKJ 11000 Kinder unterstützt und dafür rund 6,5 Millionen Franken ausgegeben. Im Durchschnitt entfielen auf jedes Kind 500 bis 600 Franken. Mit dem Geld werden Mitgliedschaften in Sportclubs finanziert, Fussballschuhe gekauft, Musikunterricht bezahlt oder ein Ski- bzw. Sommerlager ermöglicht. Bei der Vergabe kooperiert ROKJ mit dem Sozialdienst, was bedeutet, dass die Bedürftigkeit der Familien nicht eigens geprüft werden muss. Ausserdem ist damit gewährleistet, dass keine alternative Finanzierung möglich ist (beispielsweise durch den Staat, die Gemeinde oder die Schule). In der Regel werden die Anträge von Mitarbeitenden des Sozialdienstes eingereicht, die eng mit den Familien zusammenarbeiten und deren Probleme genau kennen. Die Anträge werden bei ROKJ auf dem kleinen Dienstweg beurteilt und entschieden. O-Ton Toni Schönenberger: «Keep it short and simple.»
Schönenberger bezeichnete die Unterstützung von ROKJ als «Anschubfinanzierung» für die Kinder und Jugendlichen. Auf Nachfrage schilderte er ein besonders glückliches Beispiel: Eines der Kinder, denen ROKJ den Musikunterricht finanzierte, studiert heute an der Musikakademie und hat bereits mehrere Preise gewonnen. Manuela Eichenlaubs Frage, was denn seine persönliche Motivation für das ROKJ-Engagement sei, beantwortete Toni Schönenberger damit, dass er – wie wohl alle Anwesenden auf dem Fest – ein privilegiertes Leben führe und daraus die Verpflichtung ableite, für Chancengleichheit bei weniger Privilegierten zu sorgen. Die 120 Gäste des Brunches konnten mit rund 20000 CHF dazu beitragen, weiteren Kindern aktiv zu helfen.