Mit 21 ist er der jüngste Schweizer Clubpräsident

Dienstag, 22. Juli 2025

Denise Lachat

Mit nur 21 Jahren ist Loïs Auberson der jüngste Präsident eines Rotary Clubs in der Schweiz und Liechtenstein. Ein bemerkenswertes Engagement, das jedoch nur einen Teil seiner zahlreichen Aktivitäten ausmacht. Er engagiert sich im Hospitaldienst des Malteserordens, sitzt im Gemeindeparlament von Le Landeron NE und leitet darüber hinaus sein eigenes Unternehmen, das handwerklich hergestellten Gin produziert. Ein Treffen mit einem jungen Mann, der die Konventionen seiner Generation mit Bravour auf den Kopf stellt.

Loïs Auberson fasst seine Lebensphilosophie in einem einfachen Satz zusammen: «Ich arbeite gerne und mache mich gerne nützlich.» Nach einer Stunde Gespräch mit diesem ebenso zurückhaltenden wie herzlichen, bescheidenen, aber dennoch selbstbewussten jungen Mann wird schnell klar, dass er nicht zu denen gehört, die ihre Abende in Diskotheken verbringen und dort ihr Geld für Drinks ausgeben.

Mit 13 beim Bestattungsdienst

Schon sehr früh begann er, sein eigenes Geld zu verdienen und zu sparen. Mit nur 13 Jahren arbeitete er für das Bestattungsunternehmen seiner Heimatgemeinde Le Landeron. «Das ist eine sehr soziale Arbeit. Sie hat mich schon immer interessiert», erzählt er der erstaunten Journalistin. In einem Alter, in dem andere noch Fussball spielen, wäscht, kleidet und schminkt Loïs ohne zu zögern Verstorbene für ihre letzte Reise. Er zuckt mit den Schultern und lächelt: Konventionell war er noch nie.

Mobbing in der Schule

Hat diese unkonventionelle Seite, diese frühe, fast erwachsene Reife bei seinen Mitschülern Angst oder Ablehnung ausgelöst? Loïs spricht mit entwaffnender Offenheit darüber. Die Schulzeit war für ihn eine schmerzhafte Zeit, geprägt von Mobbing, die in einem Selbstmordversuch gipfelte. Schliesslich absolviert er sein letztes Sekundarschuljahr in Erlach BE, einer deutschsprachigen Gemeinde in der Nähe von Le Landeron. Ein segensreicher Wechsel, bei dem er auch von Freunden der Familie begleitet wurde. Sie haben eine Schlüsselrolle bei seiner Genesung gespielt – der Mann war übrigens ein Mitglied von Rotary.

Loïs hatte Rotary bereits im Alter von 13 Jahren entdeckt, war beeindruckt vom Ausmass und der Wirkung der «Charbonnière», einer zweiwöchigen Wohltätigkeitsveranstaltung des RC Neuchâtel-Vieille-Thielle – dem Club, dem er heute angehört und dessen Präsident er derzeit ist. Die Rotary-Aktion brachte damals die bemerkenswerte Summe von 160000 Franken ein, zugunsten der Stiftung Digger, die sich auf Minenräumung spezialisiert hat.

Clubpräsident nach einem Jahr

Seine Zeit bei Rotary begann im RC Neuchâtel-Lac, wo er dank einer Kollegin aus dem Bestattungsinstitut aufgenommen wurde. Später trat er dem RC Neuchâtel-Vieille-Thielle bei, dem Club, der ihn in seiner Jugend so beeindruckt hatte. Kaum ein Jahr nach seinem Beitritt stellte sich Loïs einer neuen grossen Herausforderung: dem Amt des Präsidenten. Der vor 40 Jahren gegründete Club zählt heute 49 Mitglieder, darum braucht es das aktive Engagement von allen. «Mach es, du bist der Richtige», wurde er ermutigt. Loïs, der sich in diesem familiären Verein sehr wohl fühlt, wagte den Sprung.

Trotz der wohlwollenden Unterstützung durch erfahrene Rotarier sei ihm zu Beginn seiner Amtszeit im Juli 2025 «ein paar Mal der kalte Schweiss ausgebrochen», räumt Loïs ein. Doch das Feedback ist bereits sehr positiv – insbesondere für seine effiziente Art, organisatorische Fragen zu klären und gleichzeitig Raum für Austausch und Geselligkeit zwischen den Mitgliedern zu lassen. Wie das Bestattungsunternehmen ist Rotary für ihn eine Art zweite Familie geworden. Ohnehin war ihm, wie er sagt, schon immer die Gesellschaft von Erwachsenen lieber als jene von Jungen. Das hindert ihn jedoch nicht daran, die Herausforderungen für Rotary zu erkennen. Er bedauert insbesondere die Überalterung der Mitglieder. Woran das seiner Meinung nach liegt? «Rotary kommuniziert schlecht und ist wenig bekannt. Es ist ein bisschen wie mit dem Golfsport in der Schweiz: Die Leute haben Vorurteile und denken, es handle sich dabei um einen geschlossenen Kreis älterer, elitärer Männer.» Dieselben Leute wären sicherlich überrascht, wenn sie sehen würden, wie die Mitglieder des RC Neuchâtel-Vieille-Thielle – inklusive ihrer Partner – unter Anleitung eines Holzfällers, der ebenfalls Mitglied des Clubs ist, mitten im Wald Weihnachtsbäume fällen, um sie am folgenden Wochenende auf dem Markt zu verkaufen.

Die Ärmel hochkrempeln

In den 40 Jahren seines Bestehens hat der RC Neuchâtel-Vieille-Thielle über eine Million Franken für wohltätige Zwecke gesammelt – nicht indem er «einfach» den Geldbeutel geöffnet hat, sondern indem er die Ärmel hochgekrempelt hat, wie Loïs Auberson gerne betont. Eine Philosophie der gegenseitigen Hilfe, die ihm am Herzen liegt, ganz im Sinne der ineinandergreifenden Räder von Rotary, die für gemeinsames Handeln stehen.

Sein Engagement geht noch weiter. Loïs ist auch im Hospitaldienst des Malteserordens aktiv, einer Organisation mit spiritueller Ausrichtung. Er ist praktizierender Katholik, betont aber die Bedeutung konkreter Taten: den Kranken und Bedürftigen zu helfen. Jedes Jahr begleitet er unter anderem Menschen auf Pilgerreisen nach Lourdes und unterstützt sie bei den grundlegenden Verrichtungen des Alltags – beim Waschen, Anziehen und Gehen.

Zu diesem karitativen Engagement kommt ein gut gefülltes Berufs- und Privateben hinzu: Er politisiert für die FDP im Gemeindeparlement von Le Landeron, war Trompeter und Tubist in der lokalen Blaskapelle, ist Mitglied verschiedener Vereine und passionierter Golfer – den Sport hat er entdeckt, als er nach seiner kaufmännischen Lehre im Sekretariat des Golfclubs Neuenburg arbeitete.

Seit Anfang Juni arbeitet Loïs zu 100 Prozent selbstständig. Für das Interview schlägt er uns vor, uns an einen schattigen Tisch unter den Bäumen in der Altstadt von Le Landeron zu setzen. Das ist sein Lieblingsarbeitsplatz, ein Open-Air-Büro im Sommer. Eine Freiheit, die ihm sein Status als Selbstständiger ermöglicht.

Sein Schweizer Gin

Der 21-jährige Loïs leitet seit 2023 sein eigenes Unternehmen. Damals hat er mit der Herstellung von Gin begonnen. Es ist ein Schweizer Gin, der aus einheimischen Wacholderbeeren hergestellt, überwiegend mit Schweizer Kräutern und Gewürzen verfeinert und dann in einer Kleinbrennerei in Le Landeron destilliert wird. Die von dem jungen Handwerker kreierten und fein abgestimmten Rezepturen überzeugten schnell die internationalen Jurys: Silber- und Goldmedaillen in Frankfurt und Lyon, mit einer besonderen Auszeichnung für den Weihnachtsgin, der zwei Jahre in Folge in Frankfurt mit Gold ausgezeichnet wurde. Ein Beweis dafür, dass Loïs Auberson keine halben Sachen macht und trotz seines jungen Alters keine Verantwortung scheut. Bei unserem Besuch entschuldigt er sich für die Unordnung im Büro: Er ist gerade dabei, in neue Räumlichkeiten umzuziehen. Denn jetzt, da er den Schritt in die volle Selbstständigkeit gewagt hat, muss er sich einen Platz auf dem Markt erobern, was nach seinen eigenen Worten «wenig Schlaf und viel Arbeit» bedeutet. Er ist zuversichtlich. Mit der Unterstützung einiger enger Freunde hat er sich immer selbst durchgeschlagen.

Zukünftiger Assistant Governor

Seine schwierige Schulzeit hat Spuren hinterlassen, aber vor allem Überzeugungen geweckt. Bei Rotary möchte er sich an einer Aktion gegen Mobbing in der Schule beteiligen, ähnlich wie es die Walliser Clubs bereits tun. Seine persönlichen Erfahrungen legitimieren ihn, der heute öffentlich auftritt und Führungsaufgaben übernimmt, auf besondere Art. «Diese schwere Zeit hat mich geprägt», sagt er zusammenfassend.

Der nächste Schritt ist bereits gepalnt Ab 2026/2027 wird er den künftigen Governor René Loretan als Assistant Governor für den Jurabogen unterstützen und damit erneut der jüngste Rotarier in dieser Funktion sein.

Rot. Loïs Auberson mit einer Auswahl seiner Schweizer Gins