Dimitri Monstein ist mehr als nur ein Jazz-Schlagzeuger und Komponist – er ist ein Brückenbauer zwischen musikalischen Welten und gesellschaftlichem Engagement. Als Mitglied im RC Zürich Turicum und Organisator der Konzertreihe «Blue Monkey Jazz» verbindet er künstlerische Innovation mit den Werten von Rotary. Im Interview spricht er über die Verbindung von Jazz und Klassik, seine Arbeit als Musiker und die Bedeutung von Musik als Instrument der Gemeinschaft.
Dimitri, Du kombinierst in deiner Musik oft Jazz und klassische Elemente. Was hat Dich zu dieser besonderen Verbindung inspiriert?
Schon als Kind hatte ich klassischen Schlagzeugunterricht und habe im Jugendsinfonieorchester gespielt. Später kam dann das Jazz-Studium dazu. Beide Welten – Klassik und Jazz – waren mir immer vertraut. Mit meinem Monstein Ensemble wollte ich genau diese Einflüsse verbinden, und daraus ist ein ganz eigener, neuer Sound entstanden.
Kannst Du uns etwas über die Idee hinter Deiner Konzertreihe «Blue Monkey Jazz» erzählen? Wie wählst Du die Künstler aus, die dort auftreten?
Die Idee kam 2021 auf, als ich Corona-bedingt plötzlich etwas mehr Zeit hatte, um eine eigene Konzertreihe ins Leben zu rufen. Livemusik und Jazz hatten im Niederdorf eine jahrzehntelange Tradition, aber in den letzten Jahren wurden viele Locations geschlossen, und die Musik zog mehr und mehr in die Aussenquartiere. Mit unserem Verein wollen wir die Kultur und den Jazz zurück ins Niederdorf holen und dort richtig fördern.
Als Musiker bin ich national und international gut vernetzt und habe das Glück, viele grossartige Musiker und Musikerinnen zu kennen. So kann ich Bands mit Weltklasse-Format nach Zürich holen, die hier selten oder gar nicht auftreten. Oft sind es Geheimtipps, die ich auf meinen Reisen entdecke oder persönlich kennengelernt habe. Aber es sind auch Träume von mir und meinem Team, die wir verwirklichen wollen. So haben wir zum Beispiel Mezzoforte in den Zunftsaal gebracht, oder Dana Masters und den Shootingstar Simon Oslender, zusammen mit den Legenden Steve Gadd und Will Lee. Steve Gadd hat schon mit Eric Clapton, Simon & Garfunkel, Chick Corea, Stevie Wonder und vielen anderen gespielt.
Du bist nicht nur Musiker, sondern auch Rotarier. Was bedeutet Rotary für Dich persönlich und wie siehst Du die Verbindung zwischen Musik und rotarischen Werten?
Für mich geht es – wie in der Kultur und der Musik – um Engagement. Es geht darum, etwas Positives zu bewirken und in die Tat umzusetzen, aber genauso auch um Geselligkeit. Der inspirierende Austausch mit interessanten Persönlichkeiten ist mir besonders wichtig. Ich finde es auch grossartig, spannende Vorträge zu hören und dabei neue Themen zu entdecken, die sonst in meinem Alltag eher selten vorkommen. Genau wie bei vielen rotarischen Projekten arbeiten mein Team und ich auch bei Blue Monkey Jazzvon Anfang an ehrenamtlich.
Musik ist eine universelle Sprache. Wie würdest Du sagen, dass sie Menschen verbindet, sowohl in deiner Arbeit als auch in deinem Engagement bei Rotary?
Absolut! Das Coole an Musik ist, dass ich mit jedem Musiker auf der Welt zusammenspielen kann, und wir verstehen uns – auch wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen. Es geht darum, Emotionen zu teilen und positive, unvergessliche Momente zu schaffen. Jazz ist für mich ein Lebensgefühl, eine Lebenseinstellung, die extrem offen und verbindend ist. Auch bei Rotary geht es um diese globale Gemeinschaft – man versteht sich, weil man die gleichen Werte teilt, egal wo man ist. Dass ich Rotarier geworden bin, verdanke ich auch der Musik, und das ist eine grosse Ehre für mich.
Viele Künstler erleben eine enge Verbindung zwischen ihrer Musik und ihrer persönlichen Geschichte. Gibt es in Deiner musikalischen Laufbahn besondere Momente, die Dich nachhaltig geprägt haben?
Ja, da gibt es einige Momente! Und es betrifft nicht nur «meine» Musik, sondern auch die Musik anderer Künstler, die mich stark geprägt haben. Zum Beispiel hat mein Vater, als ich noch ein Kind war, oft Mezzoforte gehört. Schon damals habe ich zu ihren Alben im Bandraum geübt. Auf einem dieser Alben ist der Song «Beyond The Horizon». Den habe ich dann später sogar bei meiner Aufnahmeprüfung fürs Musikstudium gespielt. Und jetzt hatte ich die einmalige Gelegenheit, selbst mit Mezzoforte Konzerte zu spielen – und wir haben auch «Beyond The Horizon» performt. Das war natürlich ein besonderes Erlebnis und hat mich sehr geprägt. Grundsätzlich hat mich wohl am meisten beeinflusst, dass ich schon früh das Glück hatte, mit hochkarätigen Musikern spielen zu dürfen. Davon habe ich enorm profitiert, besonders in meiner Jugend.
Welche Rolle spielt Innovation in deinem kreativen Prozess, sowohl in Deiner Musik als auch in Projekten wie Blue Monkey Jazz?
Das spielt natürlich eine grosse Rolle, aber beim kreativen Prozess versuche ich, nicht aktiv darüber nachzudenken. Die Musik soll einfach fliessen und an erster Stelle stehen, ohne zu sehr beeinflusst zu werden. Wenn ich unterwegs bin, beim Wandern oder Spazieren, kommen mir oft ganz von selbst kreative und innovative Ideen. Diese setze ich dann um – sei es neue Songideen, Promotion oder auch die Besetzung der Band.
Blue Monkey Jazz haben wir 2021 während der Pandemie ins Leben gerufen. Ich dachte mir damals: Jetzt kann es ja nur besser werden! Wir probieren immer wieder Neues aus, und das Konzept, kleinere, persönliche Veranstaltungen mit Charme zu machen, begeistert unser Publikum. Das wäre aber ohne unsere grossartigen Sponsoren und Partner nicht möglich. Gemeinsam haben wir diese aussergewöhnliche Konzertreihe ermöglicht – Weltklasse-Musik im intimen Rahmen. Anders wäre es kaum umsetzbar, ausser wir würden extrem teure Tickets verkaufen – aber das wollen wir auf keinen Fall.
Rotary steht auch für den Dienst an der Gemeinschaft. Gibt es Projekte, bei denen Du deine Musik und Dein rotarisches Engagement miteinander verbinden konntest?
Da ich erst seit zwei Jahren Rotarier bin, hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit, meine Musik direkt mit Rotary zu verbinden – das lief bisher eher getrennt. Aber das letzte Projekt von Rotary Turicum, Silent Garden, fand ich besonders spannend. Es gab eine Benefizveranstaltung in der Maag Halle mit dem Musical Sister Act. Der Erlös ging in die Aussengestaltung des neuen Wohnhauses Rütibühl der Martin Stiftung. Dieses Haus und der Garten sind für ältere Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Demenz oder Autismus gedacht, und sie sind in dieser Art einzigartig im Kanton Zürich. Ich bin echt gespannt, was in Zukunft noch alles kommen wird.
Wie siehst Du die Zukunft des Jazz in der Schweiz und in Europa? Was kann Jazz Deiner Meinung nach zur heutigen Gesellschaft beitragen?
Ich sehe auf der künstlerischen Seite riesiges Potenzial – in Europa ist gerade unglaublich viel los, mit fantastischen Musikerinnen und Musikern. Was ich jedoch als Herausforderung empfinde, ist die Zusammenarbeit mit den Medien. Kultursparten werden zunehmend zusammengestrichen oder ganz abgeschafft, wie man es aktuell bei 3Sat oder dem Züritipp bei Tamedia sieht. Das ist ein harter Schlag. Dabei bin ich überzeugt, dass beide Seiten voneinander profitieren könnten. Natürlich müsste man einiges neu denken, aber es macht mir Sorgen, wenn Kultur immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwindet. Jazz und Musik im Allgemeinen haben die Kraft, Menschen zusammenzubringen, sie zu inspirieren, zu trösten, zum Träumen zu bringen – Musik verbreitet Glück, Freude und eine positive Lebenseinstellung.
Ausserdem lehrt sie Improvisation, was auch fürs tägliche Leben wichtig ist. Eines der wichtigsten Dinge ist Zuhören! Oder sich im Zuhören zu üben. Ohne wirklich aufeinander einzugehen und den anderen zu verstehen, funktioniert es nicht. Zuhören und sich selbst auch mal zurücknehmen, wie in einer Band – das könnte unserer Gesellschaft viel bringen.
Als Musiker und Komponist ist Dein Alltag sicherlich oft hektisch. Wie findest Du einen Ausgleich und was motiviert Dich, weiter kreativ zu sein?
Ja, genau, so ist es. Ich bin auch musikalischer Leiter bei der Show Ohlala und Salto von Gregory Knie. Ausserdem darf ich das Programm für das Festival Da Jazz in St. Moritz gestalten und managen. Bei all diesen verschiedenen Projekten und Konzerten ist es nicht immer einfach, genug Pausen einzubauen. Ich versuche, ein- bis zweimal pro Woche im Wald spazieren zu gehen. Im Winter gehe ich ab und zu in die Sauna oder Skifahren – das hilft mir, runterzukommen. Eine Woche am Strand liegen? Eher nicht, da werde ich ungeduldig. In der Ruhe der Natur finde ich aber meine Motivation, und es entstehen oft neue Ideen für kreative Projekte. Es geht für mich um den Flow. Manchmal dauert es ein paar Tage oder Wochen, und dann – zack! – ist plötzlich eine neue Idee oder die Antwort auf eine Frage da.
Welche musikalischen Projekte oder Pläne hast Du für die Zukunft? Gibt es Träume, die Du als Musiker und Rotarier noch verwirklichen möchtest?
Ja, da gibt es einige Pläne – und manche davon kenne ich selbst vielleicht noch gar nicht! (lacht) Ich möchte auf jeden Fall die Zeit finden, um ein drittes Album zu realisieren, zusammen mit grossartigen Musikern. Im Herbst feiern wir fünf Jahre Blue Monkey Jazz mit tollen Acts, und schon am 11. April gibt es ein Pre-Konzert dazu.
Mein grösster Wunsch ist, weiterhin auf Tour zu gehen und die Menschen mit meiner Musik zu begeistern. Als Rotarier würde ich gern ein Projekt starten, bei dem Kindern und Jugendlichen – vielleicht auch Erwachsenen – die Möglichkeit gegeben wird, ein Instrument zu lernen oder überhaupt eins zu besitzen. Schritt für Schritt.