In Basel wollen Frauen ihren Alltag mit anderen Frauen teilen, sich gegenseitig unterstützen und vor allem etwas für die Frauen in der Gesellschaft tun: Im September 2021 wurde der Rotary Club Basel am Rhein als erster themenbezogener Club der Schweiz gegründet.
Clubpräsidentin Catherine Nertz-Buxtorf stellt gleich zu Beginn des Gesprächs klar, dass die Frauen des RC Basel am Rhein keinen Rotary Club gegründet hätten, um sich zum «Nüdeli-und-Hackbraten-Essen» zu treffen. Das klingt nach Provokation, ist aber nicht so gemeint. Viele vielbeschäftigte Berufs- und Familienfrauen könnten es sich schlicht nicht einrichten, sich regelmässig zu einem rotarischen Lunch zu treffen, wie die Präsidentin sagt. «Das Netzwerk ist zwar wichtig, Frauen wollen sich aber vor allem engagieren und aktiv sein.» Dieses Engagement und die Lust auf Neues seien gerade nach der Corona-Pandemie spürbar gewesen. So sind 34 Frauen im Herbst 2021 zusammen gestartet, um sich mit anderen Frauen in der Region für die Anliegen von Frauen einzusetzen.
«Wir sind nicht männerfeindlich»
Der RC Basel am Rhein ist damit der erste themenbezogene Club der Schweiz, ein Club, der in der Region und überall auf der Welt Frauen stärken, fördern und schützen will. Ein Themenclub, dem bislang zwar ausschliesslich Frauen angehören, der Männer aber nicht ausschliessen will. Catherine Nertz-Buxtorf bestätigt: «Wir sind absolut nicht männerfeindlich. Wenn ein Mann in unseren Club passt, kann er Mitglied werden». Der Themenclub oder «Hands-on»-Club, wie seine Präsidentin ihn auch nennt, entspricht offenbar einem Bedürfnis. Aktuell zählt er 37 weibliche Mitglieder im Alter von 25 bis 60 Jahren mit einem starken Mittelfeld zwischen 35 und 45; rund 30 weitere Frauen sind interessiert. Sein Motto lautet «Jeden Tag eine gute Tat», das Credo heisst «kein Anlass ohne soziales Engagement». So treffen sich die Mitglieder in der Regel alle zwei Wochen, meist am Abend von 19 bis 21 Uhr. Häufig wird eine Institution besucht mit dem Ziel, etwas zu lernen oder «hinter die Fassade» zu blicken. Oder es werden engagierte Frauen aufgespürt und miteinander vernetzt, Frauen an der Spitze von KMUs wie Wein- oder Blumenläden etwa.
Catherine Nertz-Buxtorf sagt, solche Frauen stünden häufig nicht im Rampenlicht, seien aber wichtig für das Leben im Quartier. Ein starker Fokus liegt auf dem Fundraising, sei das mit Kleiderbörsen oder mit einem Tulpenverkauf. Der Erlös von insgesamt 20000 Franken floss bisher an Projekte für «Mutter und Kind»: 10000 Franken gingen an ein Kinderspital in der Ukraine, je 5000 Franken an eine Organisation für frühe Mütter und an die «Frauenoase». «Nüdeli und Hackbraten» gibt es übrigens auch ab und zu, aber nur sechs Mal im Jahr. Es darf auch ein anderes Mittagsmenü sein.
Werbung für Rotary
Nochmals auf die Frauenfrage angesprochen, sagt Catherine Nertz-Buxtorf, dass Frauen manchmal zögerten, klassischen Netzwerken beizutreten. Weil sie nicht auf ihre Agenda oder ihr Verständnis von sozialem Engagement zugeschnitten sind – oder sich für Frauen nicht besonders offen zeigen. So wurde die heutige Präsidentin des RC Basel am Rhein, Leiterin Real-Estate und Infrastruktur bei derBasellandschaftlichen Kantonalbank, zwar zu Vorträgen in Rotary Clubs eingeladen, für eine Aufnahme als Mitglied reichte es aber nicht. Die Reaktionen auf den neu gegründeten Club sind laut Catherine Nertz-Buxtorf hingegen fast durchwegs positiv. «Die Männer sagen uns, wir machten einen super Job und seien beste Werbung für Rotary.» Dass Rotary für Frauen jeden Alters aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern offen ist, stellen die motivierten Frauen in Basel am Rhein gleich selbst unter Beweis.