Renaud Baumgartner, Mitglied des RC Biel/Bienne, ist Forstingenieur ETHZ/SIA und hat seine gesamte berufliche Laufbahn im bernischen Forstdienst absolviert: Forstadjunkt in der Walderhaltung des Berner Jura in Tavannes, Forstinspektor in Courtelary und schliesslich Chef der Forstabteilung des Berner Jura in Tavannes. Heute ist er pensioniert und teilt seine Erfahrungen mit uns.
Herr Baumgartner, würden Sie sagen, dass es mehrere Evolutionsphasen gibt, die jeweils spezifische Herausforderungen mit sich bringen, wie zum Beispiel den Borkenkäfer?
Ich denke eher, dass die Herausforderungen, denen man begegnet, geografischer und gesellschaftlicher Natur sind. Ein Wald im Flachland steht unter starkem Druck durch die Öffentlichkeit. Ein Bergwald erfüllt in erster Linie Schutzfunktionen, und Wytweiden sind für eine forstwirtschaftlich-landwirtschaftliche Mischwirtschaft vorgesehen. Die Bewirtschaftung orientiert sich an diesen Prioritäten, wobei es häufig zu Interessenkonflikten kommt. Der Borkenkäfer kam schon immer endemisch in unseren Wäldern vor und befällt natürlich geschwächte Bäume. Wenn es zu Naturereignissen wie Dürre oder Hurrikans kommt, die viele Bäume entwurzeln, ohne sie umzustürzen, können sich die Bäume nicht mehr gegen die Borkenkäfer verteidigen. Diese schwärmen aus und verursachen erhebliche Folgeschäden.
Wenn Sie die brennenden Wälder überall auf der Welt und insbesondere in Europa sehen, welches Gefühl löst das in Ihnen aus?
Waldbrände sind das Ergebnis des gesellschaftlichen Konflikts zwischen Mensch und Wald. Wenn der Mensch den Wald anzündet, um Ackerland zu gewinnen, um sich zu ernähren, ist das noch einigermassen verständlich. Wenn es um die Anpflanzung von Ölpalmen geht, schon viel weniger. Aber wenn man Villen oder Campingplätze im Wald baut, ist es klar, dass es früher oder später brennen wird. Wenn wir den Wald erhalten wollen, sollten wir die Prioritäten entsprechend setzen.
Mit seinem Wiederaufforstungsprogramm bekämpft Präsident Macron, um ein Beispiel zu nennen, nur die Symptome.
Ist der Schweizer Wald auf den Klimawandel vorbereitet?
Seit etwa 15 Jahren bilden die Forstdienste ihre Aussendienstmitarbeiter aus, damit sie die neuen klimatischen Herausforderungen bei ihrer Arbeit und insbesondere beim Anzeichnen berücksichtigen: Förderung wärmeliebender Baumarten, auch auf Kosten wirtschaftlich interessanterer Baumarten.
Verschiedene Arten scheinen dem Aussterben geweiht zu sein. Unter welchen Bäumen werden wir in 25 Jahren spazieren gehen?
Einige Baumarten wie die Buche und die Fichte werden aus dem Tiefland verschwinden und in höheren Lagen zu finden sein. Der Wandel vollzieht sich langsam. Ein Baumleben liegt eher in der Grössenordnung von 100 bis 150 Jahren! Im Tiefland werden als Nadelbäume die Weißtanne und die Kiefer bleiben, bei den Laubbäumen viel mehr Eichen, Linden, Kirschbäume und Ahornbäume. Dann steigt die Obergrenze des Waldes als logische Folge allmählich an.
Welches Gefühl verbinden Sie persönlich mit dem Wald?
Ein Gefühl der Sicherheit angesichts der majestätischen Bäume, die Stürmen standhalten können, und eine Faszination durch seine Fähigkeit, sich auf natürliche Weise zu regenerieren. Er bietet mir Holz und Schutz. Ich erwarte von der Öffentlichkeit Respekt vor dem Waldbesitzer und vor dem Wald selbst. Bleiben Sie auf den Wegen, zertrampeln Sie nicht die Verjüngung, entzünden Sie Feuer nur, wenn es erlaubt ist und in den dafür vorgesehenen Feuerstellen, nehmen Sie Ihren Abfall mit nach Hause. Der Wald ist für die Bewohnbarkeit der Schweiz von entscheidender Bedeutung!
Denise Lachat