Ein neues Inter Country Committee verbindet die Schweiz mit der Ukraine. Parallel dazu skizziert die Stiftung mine-ex ein Projekt, das den Menschen vor Ort zugutekommen soll.
Am 14. Juli wurde in Rachiv, einer Kleinstadt in den Karpaten, ein neues Kapitel rotarischer Freundschaft aufgeschlagen: Mit der Unterzeichnung von Memorandum of Understanding und Gründungsurkunde wurde das Inter Country Committee (ICC) Schweiz–Ukraine offiziell ins Leben gerufen.
Die Unterzeichner auf Schweizer Seite waren Thomas Seghezzi, Hansjörg Eberle und PRID Urs Klemm; auf ukrainischer Seite verantwortet Dirk Lustig das Komitee. Ebenfalls unterzeichneten DG Olha Paliychuk sowie der nationale ICC-Koordinator Sergii Zavadskyi – beide reisten dafür rund 15 Stunden mit der Bahn an. Begleitet wurde die feierliche Zeremonie von zahlreichen Vertretern verschiedener Rotary Clubs, die den besonderen Moment mitgestalteten.
ICC+: Plattform für Engagement
Das neu gegründete ICC+ versteht sich nicht nur als klassisches Bindeglied zwischen den beiden Ländern, sondern als Plattform für alle, die die Ukraine unterstützen möchten. Es fördert Netzwerke zwischen Schweizer Clubs, ukrainischen Partnern und weiteren rotarischen Organisationen, zeigt konkrete Wege des Engagements auf und hilft bei Herausforderungen. Und es will Erfolge sichtbar machen – als Ansporn für gemeinsames Handeln.
Geplant ist, das ICC+ in Form eines Vereins zu organisieren, der Elemente eines ICC und einer Action Group verbindet. Damit entsteht ein flexibles Instrument, das rotarische Brücken baut und gleichzeitig konkrete Aktivitäten ermöglicht.
mine-ex: Erfahrung und Eigenständigkeit
Parallel zu den ICC-Initiativen engagiert sich die Stiftung mine-ex in der Westukraine. In Waschkivzi bei Chernivtsi soll ein bestehendes Rehabilitationszentrum ausgebaut werden: Heute können dort rund 70 Betroffene versorgt werden, benötigt würden jedoch mindestens 200 Plätze. Neben der medizinischen Versorgung geht es um weit mehr – um psychologische Begleitung, soziale Integration und die Chance auf berufliche Qualifizierung.
Der Bedarf ist riesig: In der Ukraine leben Schätzungen zufolge mehr als 80000 Amputierte. Entsprechend wichtig sind Ausbildungsgänge in Orthopädietechnik und Programme zur beruflichen Reintegration. Mine-ex prüft hier Kooperationen mit internationalen Partnern. Auch der Umbau von Fahrzeugen für Menschen mit Behinderungen wird diskutiert.
Die Stiftung bringt dabei ihre Erfahrung aus drei Jahrzehnten in Kambodscha und Afghanistan ein. Dort hat sie Rehabilitationsprogramme unterstützt, Fachkräfte geschult und Betroffenen Wege zurück ins Leben ermöglicht. Waschkivzi soll nun zu einem Modellprojekt werden, dessen Elemente auch in andere Regionen übertragen werden können.
Wichtig bleibt die Eigenständigkeit: mine-ex handelt im Rahmen seines Stiftungszwecks, unabhängig von anderen Strukturen. Doch die Wege kreuzen sich – das ICC+ und mine-ex tauschen sich eng aus, unterstützen sich gegenseitig und schaffen Synergien. Die rotarische Diplomatie des ICC+ und die praktische Hilfe von mine-ex ergänzen einander und machen sichtbar, was Rotary leisten kann, wenn Strukturen und Projekte ineinandergreifen.
Mit diesem doppelten Ansatz – Brückenbau und konkrete Hilfe – zeigt Rotary in der Schweiz, dass sein Engagement für die Ukraine weit mehr ist als eine spontane Reaktion auf den Krieg. Es ist das Versprechen, an der Seite der Menschen zu bleiben, die Unterstützung dringend brauchen – verbindlich, professionell und menschlich.