Zwischen Kuscheltier, Wildtier und Accessoire

ponedjeljak, 21. oktobar 2024.

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Die Schweiz – das Land der Berge, Seen und, wie könnte man es vergessen, der Tiere. Ja, unsere kleinen pelzigen, gefiederten und schuppigen Freunde gehören genauso zum Bild der Schweiz wie die Alpen und das Käsefondue. Aber es gibt da ein paar Eigenheiten, die uns Schweizer Tierliebhaber ausmachen. Was auf den ersten Blick wie das Paradies für Tiere wirkt, hat auch seine Schattenseiten. Doch bevor wir zu ernst werden, bummeln wir erst einmal durch die faszinierende Welt der Tiere in der Schweiz.

Das Kuscheltier-Imperium: 1,85 Millionen Katzen und Co. leben hierzulande. Ja, Sie haben richtig gelesen: In der Schweiz leben rund 1,85 Millionen Katzen. Katzen! Fast schon die Hälfte unserer Haushalte hat mindestens ein schnurrendes Fellbündel, das sich über das Sofa wälzt und darüber richtet, ob der Mensch würdig ist oder nicht. Dazu kommen etwa 500000 Hunde, die eifrig ihre Nasen in die alpine Luft halten und an jedem Baum ihre Nachricht hinterlassen. Aber damit nicht genug, denn da gibt es noch die zahllosen Hamster, Meerschweinchen und Fische. Zusammen ergeben sie eine regelrechte Armee von Haustieren, die uns rund 1,5 Milliarden Franken jährlich kostet. Klingt nach viel, oder? Besonders Hundebesitzer packen tief in die Tasche: Bis zu 2000 Franken pro Jahr kosten unsere vierbeinigen Freunde, bei Katzen sind es immerhin 1300 Franken. Aber seien wir mal ehrlich – sie sind jeden Rappen wert. Denn nichts macht einen stressigen Tag im Büro wett, wie ein Hund, der einen so ansieht, als sei man der beste Mensch auf der Welt (auch wenn das nur bis zur nächsten Fütterung gilt…).

Tiere als Accessoires – der fragwürdige Trend
Leider gibt es da aber auch die andere Seite der Tierliebe, die ein wenig ins Absurde driftet. Man stelle sich vor: Ein Chihuahua in einer Handtasche oder eine Katze, die wie ein Model auf Instagram posiert – in passender Kleidung, versteht sich. Social Media hat den Trend der Vermenschlichung von Tieren auf die Spitze getrieben. Es geht längst nicht mehr nur darum, ein Haustier zu besitzen. Nein, das Haustier muss «instagrammable» sein. Tierschützer sind besorgt: Das ständige Verkleiden, Kuscheln und Vermenschlichen von Tieren führt oft dazu, dass sie ihr natürliches Verhalten nicht mehr ausleben können und an psychologischen Störungen leiden.

Was viele nicht bedenken: Auch wenn diese Haustiere putzig aussehen, fühlen sie sich nicht wohl, wenn sie in enge Kleidung gezwängt oder wie ein Stofftier behandelt werden. Ein Chihuahua ist kein Accessoire, und Katzen sind keine Selfie-Models – auch wenn sie in ihren Wintermäntelchen durchaus entzückend aussehen.

Vermenschlichung macht krank – beide Seiten
Eine weitere Gefahr, die mit der Vermenschlichung von Tieren einhergeht, sind gesundheitliche Risiken – und das für beide Seiten. Es klingt absurd, aber es gab tatsächlich Fälle, in denen Menschen ihre Haustiere mit Krankheiten infiziert haben. In einem besonders tragischen Fall übertrug ein kleines Mädchen Herpesviren auf ihr geliebtes Chinchilla – mit tödlichen Folgen für das Tier.

Und dann wäre da noch die Ernährung. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine vegetarische oder vegane Lebensweise, was völlig legitim ist. Aber diese Ernährungsweise auch den Haustieren aufzuzwingen, ist ein Problem. Katzen zum Beispiel sind Fleischfresser. Punkt. Ein veganes Katzenfutter mag gut gemeint sein, schadet aber oft der Gesundheit des Tieres. Tierärzte sehen zunehmend ernährungsbedingte Erkrankungen bei Haustieren, weil ihre Besitzer ihnen den eigenen Lebensstil aufzwingen wollen.

Der Wolf im Schafspelz: Wildtiere und ihre Rückkehr
Abseits unserer pelzigen Mitbewohner gibt es die Wildtiere, die zunehmend Schlagzeilen machen. Der Wolf ist zurück – und das nicht nur als böse Märchengestalt. Seit einigen Jahren streifen Wölfe wieder durch die Schweizer Wälder, und das sorgt für gemischte Gefühle. Während Tierschützer jubeln, sind viele Bauern alles andere als begeistert, wenn ihre Schafe plötzlich in den Speiseplan eines Raubtiers aufgenommen werden.

Und ja, es ist ein heikles Thema. Auf der einen Seite steht der Naturschutz, der den Wolf als wichtigen Teil des Ökosystems sieht. Auf der anderen Seite stehen Landwirte, deren Existenz auf dem Spiel steht, wenn ihre Herden von Wölfen gerissen werden. Es ist ein Balanceakt, der den Schutz der Wildtiere und das Wohl der Nutztiere miteinander in Einklang bringen muss. Die Lösung? Mehr Herdenschutzhunde, bessere Zäune und ja, vielleicht auch ein bisschen mehr Verständnis füreinander. Einfach ist das nicht, aber der Wolf bleibt – das ist sicher.

Die Kuh als Symbol der Schweiz: Mehr als nur Milchlieferant
Man kann über die Schweiz nicht sprechen, ohne an die Kuh zu denken. Sie ist nicht nur Lieferant für Milch, Käse und Butter, sondern auch ein kulturelles Symbol, das tief in der schweizerischen Identität verankert ist. Von den sanften Kühen, die auf saftigen Almwiesen grasen, bis hin zu den prächtigen Paraden bei Viehschauen – die Kuh ist weit mehr als ein Nutztier. Doch hinter diesem idyllischen Bild steht auch eine moderne Landwirtschaft, die sich stetig weiterentwickeln muss. Mit rund 1,5 Millionen Rindern gehört die Schweiz zu den Ländern mit der höchsten Viehdichte in Europa. Die enge Beziehung zwischen Mensch und Tier ist hier ein wichtiger Teil des ländlichen Lebens, und das nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie sieht die Zukunft der Kuhhaltung aus, wenn der Druck auf Landwirte durch wirtschaftliche Zwänge und Umweltschutzauflagen stetig steigt?

Während die Schweiz für ihre sauberen Alpen und grüne Landwirtschaft bekannt ist, stehen die Landwirte vor einer zunehmenden Herausforderung: Wie lässt sich traditionelle Tierhaltung mit modernen Nachhaltigkeitsanforderungen vereinen? Bio-Betriebe und innovative Techniken wie Agroforstwirtschaft setzen auf weniger Intensivhaltung und mehr Raum für Tiere. Dies bedeutet aber oft auch höhere Kosten und einen höheren Pflegeaufwand. Besonders Kühe und Schafe, die viel Weideland benötigen, stehen im Fokus der Bemühungen um umweltschonende und tiergerechte Landwirtschaft. Initiativen wie das Schweizer «Grasland-Label» sollen Landwirte unterstützen, die auf extensive Weidewirtschaft setzen. Die Frage, wie man Tierwohl, Umweltschutz und wirtschaftliche Rentabilität unter einen Hut bringt, bleibt jedoch offen. Doch eines ist klar: Nachhaltigkeit in der Nutztierhaltung ist nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit für die Zukunft – eine Herausforderung, die nicht nur Landwirte betrifft, sondern uns alle, wenn wir eine intakte Umwelt und eine verantwortungsvolle Landwirtschaft in der Schweiz bewahren wollen.

Die Sache mit den Zierfischen
Kommen wir nun zu einem etwas unerwarteten Trend, der die Schweizer Tierheime aufhorchen lässt: Zierfische. Ja, die glitzernden kleinen Flossenträger. 18614 Zierfische wurden allein 2023 in Schweizer Tierheimen abgegeben – ein Anstieg von 132 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Problem? Viele Halter geben ihre Fische auf, weil sie feststellen, dass die Pflege doch aufwendiger ist als gedacht. Überraschung: Fische sind eben keine lebendigen Deko-Objekte, die putzig ihre Bahnen im Aquarium drehen, ohne dass sie spezieller Pflege bedürfen.

Ein Fisch im Wohnzimmer kann eine ruhige, entspannende Atmosphäre schaffen, aber nur, wenn man weiß, was man tut. Der Schweizer Tierschutz (STS) ruft daher dringend dazu auf, sich gut zu überlegen, ob man die Verantwortung für ein Tier übernehmen kann – egal, ob Fell, Federn oder Flossen im Spiel sind. Denn der Trend, Haustiere als kurzfristige «Gadgets» zu sehen, hat leider auch bei Zierfischen Einzug gehalten. Sie einfach ins Heim zu bringen, wenn sie nicht mehr gefallen, ist definitiv der falsche Weg.

Fazit: Liebe ist mehr als Kuscheln und Füttern
Die Schweiz ist ein Land der Tierliebhaber – keine Frage. Aber echte Tierliebe bedeutet mehr als nur Kuscheln und Füttern. Es geht darum, sich seiner Verantwortung bewusst zu sein, egal ob für eine Katze, einen Hund, einen Zierfisch oder einen Wolf. Tiere sind keine Accessoires, keine Instagram-Stars und keine menschlichen Ersatzpartner. Sie sind Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und einem eigenen Wesen.

Wenn wir das erkennen und respektieren, dann machen wir nicht nur unser eigenes Leben besser, sondern auch das der Tiere – und das ist doch letztlich der wahre Kern der Tierliebe, oder?

Es geht längst nicht mehr nur darum, ein Haustier zu besitzen. Nein, das Haustier muss «instagrammable» sein Foto: iStock