Rot. Michael Biedermann hat Ende Juni die Leitung des Projekts Skilldream in Laos abgegeben. Der gebürtige Liechtensteiner freut sich über Erfolge, die aus Schweizer Sicht bescheiden scheinen, für Laos aber einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur dualen Berufsausbildung von Fachkräften bedeuten. Im Gespräch mit unserem Magazin zieht er Bilanz.
Michael Biedermann amüsiert sich heute noch über den Kochexperten aus Frankreich, der ihn an den «Worldskills» barsch anfuhr, er müsse ihm nicht erklären, wie eine Quiche Lorraine zubereitet wird. Biedermann, damals noch keine 30 Jahre alt, war von Liechtenstein als Technischer Delegierter in die Jury delegiert worden, nachdem er selbst als erster Liechtensteiner 1968 an den internationalen Berufsmeisterschaften in Bern teilgenommen hatte. Biedermann hatte eine Lehre als Konstrukteur gemacht und sich anschliessend zum Maschinenbauingenieur weitergebildet, als Juryleiter war er zufällig für die Schneider und die Köche eingeteilt. Jahre später erinnert er sich lebhaft an den Vorfall, der auch in seinem Berufsleben als selbständiger Berater in Innovationsentwicklung eine wichtige Rolle spielte und spielt. «Das war der Anfang zur Einführung von objektiven Bewertungskriterien. Tatsächlich waren die Bewertungen der Berufskenntnisse an den Meisterschaften damals noch recht subjektiv».
Schweizer Know-how
Michael Biedermann hat gut zehn Jahre lang an der ETH Zürich als Gastdozent für Technologiemanagement gelehrt und auf Anraten von Professor Hugo Tschirky ein Buch über Projektmanagement geschrieben, das alle seine von Hand gezeichneten Skizzen enthält. Handskizzen zur Projektentwicklung sind seine Spezialität, auch wenn er sie längst ganz modern auf dem Tablet erstellt. Sie kommen auch in seiner rotarischen Tätigkeit und vorab in Laos zum Einsatz, wo er, selbst Mitglied im RC Liechtenstein-Eschnerberg, für den Distrikt 2000 von September 2021 bis Juni 2024 das Projekt Skilldream geleitet hat. Ziel des 2019 vom damaligen Governor und Gastronomiefachmann Markus Hauser vom RC St.Moritz initierten Projekts ist es, in der aufstrebenden Tourismusregion Savannakhet am Mekong Schweizer Know-how für die Ausbildung von Fachkräften in der Hotellerie und Restauration beizusteuern. Die Finanzierung in Höhe von 300000 Franken erfolgt über die Rotary Clubs des D 2000, Sponsoren und Mitgliederbeiträge an den Verein Skilldream.
Die duale Berufsbildung ist in Laos wie in anderen asiatischen Ländern seit 2016 ins Gesetz geschrieben, allerdings als «sehr theoretisches Regelwerk», wie Biedermann sagt. Es sei darum kein Thema, die Schweizer Berufslehre zu exportieren. «Das würde nicht funktionieren, weil die Struktur dazu weitgehend fehlt.» Im Unterschied zur Schweiz, wo Fachkräfte wie Lernende dringend gesucht werden, sucht Biedermann in Laos nach ausbildungswilligen Betrieben. Dass diese in die Ausbildung von Personal investieren sollen, statt dieses als billige Arbeitskraft zu behandeln, ist noch ein Novum und setzt einen eigentlichen Kulturwandel voraus. Doch allmählich entsteht Verständnis dafür, dass geschultes Personal, das ausländische Gäste aufmerksam bedient, der lokalen Tourismuswirtschaft Vorteile bringt. Inzwischen machen sechs Betriebe bei Skilldream mit. Die praktische Ausbildung wird jeweils in Blöcken von zwei Monaten in den Ausbildungsbetrieben durchgeführt, abwechslungsweise mit dem Technical College. Mit dem College werden auch die Ausbildungsverträge abgeschlossen; ein Lehrvertrag der Ausbildungsbetriebe mit den Lernenden, wie in der Schweiz üblich, ist in Laos (noch) kein Thema.
Ein langwieriger Prozess
28 Lernende haben letztes Jahr in der ersten Pilotklasse abgeschlossen, 18 waren es 2024. Auf die Frage nach der Nachhaltigkeit dieses Projekts zieht Michael Biedermann die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO hervor, fünf davon markiert er mit einem Kreis. Bekämpfung der Armut, hochwertige Bildung, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, nachhaltiger Konsum und Produktion, Partnerschaften zur Erreichung der Ziele: diese Bereiche werden mit Skilldream angesprochen. Es sind sehr langfristige Ziele, wie der Projektleiter einräumt. Im Moment sind die Resultate noch bescheiden, von den insgesamt 46 Lernenden aus den zwei Skilldream-Pilotklassen haben vier eine feste Anstellung in den sechs teilnehmenden Betrieben gefunden. Auf laotische Verhältnisse übertragen spricht Michael Biedermann indes von einem «grossartigen Erfolg». Es sei ein erster Schritt in einem langwierigen Prozess zum Aufbau von Expertenwissen und vor allem ein Signal. «Bei den Meetings mit den Ausbildungskoordinatoren und bei den Prüfungen sind Regierungsvertreter der Bildungs-, Kultur- und Tourismusministerien dabei. Für die Lernenden wie für die Betriebe ist das eine grosse Ehre und Anerkennung. Auch die Freude über das gemeinsam von Skilldream und dem laotischen Bildungsministerium ausgestellte Zertifikat ist riesig.» Regelmässiger Austausch findet auch mit der Handelskammer statt, und selbstverständlich hat der Projektleiter gemeinsam mit den Koordinatoren nicht nur Ausbildungspläne, sondern auch objektive Bewertungskriterien für die Prüfungen formuliert.
Sprachbarrieren überwinden
Alles andere als selbstverständlich ist die Kommunikation. Englisch ist keine Lingua franca in Laos, darum ist auch die Universität für den Englischunterricht bei Skilldream mit im Boot. Auch hier pocht Michael Biedermann, der in Laos auf die Unterstützung einer Dolmetscherin zählt, auf mehr Praxisbezogenheit. «Es braucht einfache, auf reale Situationen ausgerichtete Konversation.» Freudig erzählt er von seiner Erfahrung während seines letzten Laos-Aufenthalts im Juni. Nach zwei Tagen mit Handzeichen und einigen Minuten Konversation stellte die Lernende, die vorher weder Pfeffer noch Salz auf Englisch verstanden hatte, dem Gast das Frühstück hin, wünschte guten Appetit und fragte, ob er noch Salz oder Pfeffer dazu wünsche. Im Gespräch mit Michael Biedermann wird offensichtlich, dass er die «fröhlichen, wissbegierigen und liebenswerten Menschen» in Laos ins Herz geschlossen hat. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Bei seiner Abreise begleiteten alle Koordinatoren den Projektleiter an den Flughafen und gaben ihm Geschenke mit auf den Weg. «Es war sehr emotional», sagt Biedermann, der die Projektleitung nach dieser Aufbauphase nun weitergibt. Schöner könnte der Lohn für einen Projektleiter wohl nicht sein.
Projektleiter oder -leiterin gesucht
Der gemeinnützige Verein Skilldream Laos sucht aktuell einen Projektleiter oder eine Projektleiterin, der oder die die Arbeit des Vorgängers fortführt, Meetings und Workshops in beiden Ländern leitet und den Kontakt zu Regierungsbehörden, Verbänden, Schulen und Hotels pflegt. Idealerweise bringt der Kandidat ein Studium im Bereich Wirtschaft oder eine vergleichbare Ausbildung mit, hat einen Bezug zum dualen Berufsausbildungssystem der Schweiz und beherrscht Englisch in Wort und Schrift.
Sind Sie neugierig geworden? Möchten Sie mehr über Skilldream und die Funktion des Projektleiters erfahren? Dann melden Sie sich gern bei Rot. Michael Biedermann (mbiedermann@atw-management.com). Oder möchten Sie sich direkt bewerben? Dann schicken Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen bitte bis am 30. September an PDG Markus Hauser (markus@hotelhauser.ch).