Dank Rotary kann im Wallis ein Präventionstool beworben werden

söndag 11 maj 2025

Denise Lachat

Aufklärung, Prävention, Aktion: So lautet das Ziel, das sich alle Rotary Clubs im Wallis im Kampf gegen Mobbing unter Jugendlichen gesetzt haben. Eine öffentliche Konferenz in Martigny, ein Benefizdinner und die Übergabe eines Schecks in Höhe von 30000 Franken an Gesundheitsförderung Wallis haben nicht nur konkrete Unterstützung gebracht, sondern dürften auch einen Dominoeffekt in anderen Kantonen auslösen. 

Die Zahlen alarmieren: Laut dem Walliser Gesundheitsobservatorium gaben 23 Prozent der 11- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler im Kanton an, in der Schule gemobbt worden zu sein, 14 Prozent waren im Jahr 2022 Opfer von Cybermobbing. Dabei gibt es kaum noch sichere Orte: Mobbing kann in der Schule, in den Umkleidekabinen eines Sportvereins, im Bus oder einfach jederzeit über das Handy stattfinden. Mobbing hat es zwar schon immer gegeben, durch die sozialen Netzwerke hat die Verbreitung von Mobbing-Nachrichten indes explosionsartig zugenommen und kann bei Jugendlichen verheerende Folgen haben.  

Eine Konferenz klärt auf 

Diese Bilanz wurde im Rahmen einer grossen öffentlichen Konferenz zum Thema Mobbing unter Jugendlichen gezogen, die von allen Rotary Clubs des Wallis gemeinsam organisiert und unterstützt worden war. «Wir wollen einen Raum schaffen, um zuzuhören, zu verstehen und vor allem zu handeln», erklärte François Bernard, Präsident des RC Martigny, in seiner Begrüssungsrede vor rund 300 Personen, die sich in den Hallen der Expo Martigny eingefunden hatten. Um über die Mechanismen von Mobbing zu sprechen und die Möglichkeiten und Grenzen von Interventionen aufzuzeigen, beleuchtete ein breites Panel von Fachleuten aus den Bereichen Medizin, Recht, Schule, Wissenschaft, Staat und Praxis nacheinander verschiedene Aspekte.

Unter ihnen war auch Mélanie Comby, Mutter von Morane, einer jungen Frau, die sich aufgrund von Mobbing das Leben genommen hat. Angesichts dieser Tragödie gründete die Walliserin die Vereinigung Morane, um auf die dramatischen Folgen von Mobbing aufmerksam zu machen. Mélanie Comby besucht Schulen und hat ihre Arbeit auch den Rotary Clubs im Wallis vorgestellt. Bald wird sie die Waadtländer Rotarier besuchen, die sie nach den Erfahrungen im Wallis eingeladen haben. François Bernard stellt mit Zufriedenheit fest, dass die gemeinsame Aktion der rund 600 Walliser Mitglieder im Nachbarkanton Schule machen wird. «Diese Art der Zusammenarbeit zwischen Clubs auf regionaler oder sogar überregionaler Ebene ermöglicht es uns, eines der Ziele von Rotary zu verwirklichen, nämlich die Jugend in unserer nächsten Umgebung zu unterstützen.»

Ergänzung zur Prävention durch die Schule

Obwohl die Konferenz gezeigt hat, dass der Kanton Wallis im Bereich der Prävention von Mobbing aktiv ist, sind die Handlungsmöglichkeiten ausserhalb der Schule begrenzt. Genau diese Ergänzung möchten die Rotary Clubs des Wallis unterstützen. Dank einem Beitrag von 50 Franken pro Mitglied kam ein Scheck in Höhe von 30000 Franken zusammen. Er wurde im Rahmen der Konferenz an Gesundheitsförderung Wallis überreicht, die damit in allen französisch- und deutschsprachigen Gemeinden des Kantons Wallis die Promotion einer in der Region Siders und Anniviers erfolgreich getestete Methode sicherstellen kann.

Promotion dank Rotary

Zwei Sozialarbeiter aus der Region Sierre, Amra Mujanovic von der Vereinigung für Freizeit und Kultur in Siders (ASLEC) und Vincent Theytaz vom Kompetenzzentrum für Bildung und soziale Beziehungen (CCER), wollten das Thema der Prävention von Mobbing und der Förderung des Zusammenlebens so breit wie möglich angehen. Ihre Strategie besteht darin, Schulen, Hortstrukturen, Schulärzte und -krankenschwestern sowie den Bereich des öffentlichen Verkehrs zu vernetzen.

Der Ansatz hat zunächst eine Bestandsaufnahme ermöglicht, anschliessend wurde ein Interventionstool entwickelt, das allen Personen, die mit Jugendlichen arbeiten, zur Verfügung steht. Unter dem Motto «Gemeinsam handeln!» wurde ein Bewertungsraster mit 26 Fragen entwickelt, mit dem Jugendliche, die Opfer oder Zeugen von Mobbing geworden sind, eine Situation einschätzen und bei Bedarf Sozialarbeiter per E-Mail oder Telefon kontaktieren können. Das Bewertungsraster kann über einen QR-Code aufgerufen werden; jüngere Kinder füllen es mit Hilfe eines Erwachsenen aus.

Das vierjährige Pilotprojekt, das gemeinsam mit dem Kanton Wallis und Gesundheitsförderung Wallis durchgeführt worden ist, hat sich bewährt. Laut Amra Mujanovic wurden 38 Fälle gemeldet, 27 Jugendliche und ihre Familien wurden begleitet und in 80 Schulklassen wurden Interventionen durchgeführt. «Es wäre schade, wenn diese grossartige Arbeit nur dieser Region zugutekäme», resümierte Eliane Gaspoz, Präsidentin des RC Sion-Rhône, die gemeinsam mit François Bernard durch den Abend führte. Mit der Bekanntmachung dieser Instrumente in allen Walliser Gemeinden sollen diese darüber informiert werden, welche Ressourcen ihnen zur Verfügung stehen, und dazu angeregt werden, das Modell ganz oder teilweise in ihrer Gemeinde umzusetzen.

Benefizdinner

Im Anschluss an die Konferenz fand ein Benefizdinner statt, bei dem laut dem Präsidenten des RC Martigny ebenfalls eine beträchtliche Summe gesammelt werden konnte. Diese wird verschiedenen Vereinigungen zur Verfügung gestellt, die sich im Bereich Prävention und Förderung des psychischen Wohlergehens engagieren, darunter Graines de Paix, declick, die Stiftung Planètes Enfants Malades und "Les Templiers“, eine Gruppe von Bikern. Die Walliser Rotary Clubs hatten ihnen die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeit im Rahmen der Abendveranstaltung in Martigny an Ständen vorzustellen, um möglichst viele Informationen zum Thema Mobbing, aber insbesondere auch zum Zusammenleben in der Pubertät, einer sehr fragilen Lebensphase, zu vermitteln.

Die vereinten Präsidien der Walliser Clubs spiegeln das gemeinsame Engagement für Prävention von Mobbing unter Jugendlichen

600 Walliser Rotarier haben je 50 Franken gespendet: Scheckübergabe an Gesundheitsförderung Wallis