Rotarier im Fokus: Manuel Dubs

dinsdag 10 mei 2022

Am Anfang stand ein Ford Mustang. Als Rot. Manuel Dubs diesen 2005 von seiner Mutter übernahm und liebevoll restaurierte, war’s um ihn geschehen. Das Oldtimerfieber liess ihn seitdem nicht mehr los! Der amerikanische Sportwagen hat längst Gesellschaft bekommen, und auch die Strecken wurden über die Jahre immer ambitionierter. Im kommenden Jahr wird Dubs in einem Vorkriegsfahrzeug von Peking bis nach Paris fahren – bereits zum vierten Mal. Um seine Leidenschaft vor allem auch im rotarischen Umfeld zu leben, rief der 63-Jährige mit PDG Hansruedi Moser und einigen Gleichgesinnten die «Rotarian Drivers of Classic Vehicles»-Fellowship ins Leben. Wir haben mit ihm gesprochen.

Lieber Herr Dubs, ehe wir tiefer einsteigen, verraten Sie uns Laien: Was ist das eigentlich, ein Oldtimer?

Landläufig wird zwischen Youngtimern und Oldtimern unterschieden. Youngtimer sind Fahrzeuge, die mindestens 20, aber weniger als 30 Jahre alt sind. Alles was darüber hinausgeht, läuft unter Oldtimer. Im Amtsdeutsch ist da häufig von sogenannten «Veteranenfahrzeugen» die Rede. Diese sind per Definition älter als 30 Jahre, werden nicht gewerbsmässig eingesetzt, sind nicht regelmässig in Betrieb, entsprechen der ursprünglichen Ausführung, legen weniger als 3000 Kilometer jährlich zurück und sind optisch wie technisch in einwandfreiem Zustand. 

Die internationale Definition fällt etwas anders aus. Viele Veranstalter haben den Stichtag für Oldtimer auf den 1. Januar 1976 gesetzt. Danach hat immer stärker die Elektronik in den Fahrzeugen Einzug gehalten, was eingefleischte Oldtimerfreunde nicht besonders goutieren. Wagen mit allzu viel technischem Equipment sind an den grossen Rallyes also nicht unbedingt willkommen.

In Ihrer Fellowship ist man da hoffentlich weniger streng?

(lacht) Auf jeden Fall! Um bei uns dabei zu sein, muss man nicht einmal ein eigenes Fahrzeug mitbringen, obwohl das die Sache natürlich erleichtert. 

Dann ist die Zugangsvoraussetzung für Ihre Fellowship einfach die Freude an klassischen Wagen?

Ja genau. Wir richten uns an alle oldtimerbegeisterten Rotarier in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Auf internationaler Ebene gibt es seit 1988 die «Antique, Classic and Historic Automobile World Fellowship of Rotarians». Sie ist in mehr als zehn Ländern von Neuseeland bis Uruguay, von Nordamerika bis Finnland aktiv. Als ich mich 2016 erkundigte, ob es auch in der Schweiz Vertreter dieser Fellowship gäbe, hiess es: «Nein, leider nicht.» Ich liess mich also auf die Interessentenliste setzen – und hörte nie wieder etwas. Im vergangenen Herbst las ich dann im Rotary Magazin den Aufruf von PDG Hansruedi Moser, der für rotarische Action Groups und Fellowships die Werbetrommel rührte. Da nahm die Sache Fahrt auf. Jetzt wo ich beruflich nicht mehr so viel zu tun hatte, konnte ich mich in den Aufbau der Fellowship stürzen, dachte ich mir…

…und die Rotarian Drivers of Classic Vehicles waren geboren?

Ja richtig. Seit der Gründung im Dezember ist unsere Fellowship ganz schön gewachsen; zum jetzigen Zeitpunkt zählt sie 45 Mitglieder. Dabei haben wir noch gar nicht viel Werbung gemacht. Bisher ging das eher über Mund-zu-Mund-Propaganda; das hat sich so herumgesprochen. Wir hoffen aber natürlich, noch weitere Mitglieder gewinnen zu können. 

Worauf dürfen diese sich freuen?

Das ist alles noch im Aufbau begriffen. Ich habe im März einen Fragebogen an die bestehenden Mitglieder verschickt. Das Spektrum der Antworten war riesig! Ich denke aber, der Schwerpunkt liegt auf ein, zwei Ausfahrten jährlich. Darüber hinaus haben wir vor, einen Stammtisch zu organisieren... Am 29. Mai veranstalten wir im Rahmen der Swiss Classic World in Luzern unseren offiziellen Gründungs-Apéro. Die ersten 40 Anmeldungen dafür sind schon eingegangen. Wir werden dann gemeinsam schauen, wo die Reise hingeht.

Zum Beispiel von Affoltern am Albis bis in die Innerschweiz?

(lacht) Ja, das wäre eine Möglichkeit. Anfang Mai findet die dritte Austragung der Rotary Classic statt, organisiert vom RC Zürich-Knonaueramt. Letztes Mal fuhren auf dem gut 160 Kilometer langen Rundkurs 68 wunderschöne Fahrzeuge mit. Organisiert wird die Tour vom Rotary Club Zürich-Knonaueramt. Mit unserer Fellowship hat das nicht direkt etwas zu tun, es gibt aber natürlich grosse Überschneidungen. Wer weiss, vielleicht ergibt sich da eine weitergehende Zusammenarbeit. 

Sind denn unter den Rotariern generell viele Oldtimerfreunde?

Auf jeden Fall! Die Oldtimerdichte in der Schweiz ist extrem hoch; wir sind da im Ländervergleich an der Spitze. Wenn ich das richtig im Kopf habe, besitzen mehr als 50000 Schweizer mindestens ein sogenanntes Veteranenfahrzeug; mehr als 156000 davon sind aktuell in der Schweiz zugelassen. Bei den Rotariern ist die Verbreitung überdurchschnittlich hoch, nur waren sie bis jetzt nicht organisiert. 

Wo heute alle über steigende Benzinpreise klagen und auf Umweltschutz pochen, überraschen da diese Zahlen nicht?

Zugegeben, eine gewisse Nachdenklichkeit bleibt zurück. Man darf bei dieser Diskussion aber eines nicht vergessen: Oldtimerliebhaber, das sind in der Regel Personen, die gern länger an materiellen Dingen festhalten. Sie gehen ganz bewusst mit den Sachen um, machen nicht jeden Konsumrausch mit und halten sich vielleicht in anderen Bereichen eher zurück. Was einmal angeschafft wurde, wird gehegt und gepflegt – über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Was nicht selbst repariert werden kann, wird bei Profis in die Reparatur gegeben. Wir halten den Dingen einfach länger Sorge – damit auch die nächste oder übernächste Generation Freude an ihnen hat. Am Schluss gleicht sich das recht gut wieder aus, denke ich. Hinzu kommt, dass der durchschnittliche Fahrer weniger als 1000 Kilometer pro Jahr mit seinem Oldtimer zurücklegt. Das fällt dann nicht wirklich ins Gewicht. 

Sie selbst legen bisweilen viel längere Strecken zurück, richtig?

Ja, das stimmt. Meine Mutter hatte 1965 einen schönen Ford Mustang gekauft. Als sie 2005 starb, durfte ich das Fahrzeug übernehmen. So bin ich in die Oldtimerszene hineingerutscht. Seither machen meine Frau und ich jährlich drei bis fünf Oldtimerrallyes mit – quer durch Amerika, in Südafrika, in Asien oder von Peking bis Paris.

In einem – verzeihen Sie’s mir – alten Auto?

(lacht) Ja, das ist so. Der Ford Mustang meiner Mutter hat über die Jahre Verstärkung bekommen. Heute habe ich mehrere Vorkriegs- und Nachkriegsfahrzeuge in der Garage stehen, die ich alle restauriert habe und teilweise für Oldtimerrallyes einsetze. Die Tour von Peking bis nach Paris bin ich schon dreimal gefahren; nächstes Jahr treten meine Frau und ich zum vierten Mal an – wieder mit unserem «Rockne». Die Fahrzeuge dieser Marke kennt man bei uns praktisch nicht. Sie wurde von Februar 1932 bis Ostern 1933 von der Studebaker Corporation in den USA betrieben und ist nach dem Footballtrainer Knute Rockne benannt. Der Rockne hat sich bis jetzt bewährt. 

Sie werden in fünf Wochen mehr als 14000 Kilometer zurücklegen – auf Strassen, die mit unseren hier nicht zu vergleichen sind. Was, wenn Ihnen in der Wüste Gobi ein Reifen platzt?

Dann wird er repariert! (lacht) Auf den Strassen, die wir da befahren, leidet das Fahrzeug schon. Da zerbrechen Blattfedern, da fällt mal ein Rad ab oder der Motor läuft nicht mehr. Wenn man aber Werkzeug dabeihat und das nötige Material, dann kriegt man das hin. Mit dem Organisationstalent der lokalen Automobilclubs (wenn es denn welche hat) haben wir das immer wieder zum Laufen gebracht. 

Ich persönlich wäre aufgeschmissen. Woher können Sie das, Herr Dubs?

Ich habe früh begonnen, manuell tätig zu sein. Schon als Kind habe ich alles auseinandergenommen, was mir in die Hände kam. Irgendwann habe ich es auch wieder zusammensetzen können. Die Krönung war wohl, wenn am Schluss keine Schraube mehr übrigblieb. So habe ich während meiner beruflichen Laufbahn immer wieder an Fahrzeugen geschraubt und mir so auf diese Weise ein bisschen angeeignet.

Ihre Frau scheint mit dem Oldtimervirus infiziert zu sein. Wie sieht es mit den Kindern aus?

Vor einigen Wochen war ich mit meinem Stiefsohn, er wird jetzt 31, an einer Generation’s Rallye in England. Uns Oldtimerfreunden geht es schon darum, die Jugend mit ins Boot zu holen. Sonst wird es uns wie den Briefmarkensammlern gehen, die irgendwann sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden… Natürlich hat das Oldtimerhobby viel mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu tun. Es ist einfach teuer. Aber es gibt spezielle Angebote für die Jungen. Da darf man an internationalen Rallyes zum Beispiel ein Fahrzeug verwenden, das in der Anaschaffung nicht mehr als 500 Franken kostet, man übernachtet im Zelt oder wird gesponsert. Mit solchen Abenteuern versucht man, beim Nachwuchs das Interesse zu wecken. Auf der anderen Seite ist es an uns, den Oldtimerbesitzern. Wir müssen unsere Kinder und Enkel für unser Hobby begeistern. Und das geht nur, wenn wir nicht krampfhaft an unseren liebgewonnenen Fahrzeugen festhalten. 

Lieber Herr Dubs, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen allzeit gute Fahrt!

 

Wer Freude an Oldtimern hat und mehr über die Rotarian Drivers of Classic Vehicles (www.rdcv.ch) erfahren möchte, darf sich gern an Rot. Manuel Dubs wenden. Er gibt per E-Mail an manuel.dubs@beltrona.chsehr gerne Auskunft. 

Rot. Manuel Dubs