Berufliche Bildung ist seit jeher ein Herzstück des rotarischen Engagements. Mit Projekten, die junge Menschen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt begleiten, schafft Rotary nachhaltige Impulse – und gibt gleichzeitig Antworten auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit: den Fachkräftemangel und die Orientierungslosigkeit vieler Jugendlicher.
Im vergangenen Juni wurden auf dem Berufsdienstanlass in Bern vier herausragende Projekte vorgestellt, die beispielhaft zeigen, wie Rotary Clubs junge Menschen für eine Berufsausbildung begeistern können. Doch damit nicht genug: Der Arbeitskreis «Werte. Bildung. Beruf» möchte diesen Schwung nutzen und ruft nun erneut Clubs auf, ihre besten Ideen und Initiativen zu teilen.
Wir haben mit Rot. Cornelia Oertle gesprochen. Sie ist die Co-Verantwortliche für den Berufsdienst im Distrikt 1990 und hat den Wettbewerb im vergangenen Jahr gemeinsam mit Rot. Herbert Binggeli organisiert.
Liebe Cornelia, ehe wir auf Euren Wettbewerb eingehen oder besser: auf die Wettbewerbe, sag uns doch: Warum ist der Berufsdienst aus deiner Sicht ein derart zentraler Bestandteil des rotarischen Engagements?
Der Berufsdienst steht für eine der Grundideen von Rotary: Wissen und Erfahrung zu teilen, um anderen zu helfen. Gerade junge Menschen profitieren davon enorm – sei es durch Orientierungshilfe, Mentoring oder direkte Unterstützung. Der Übergang von der Schule in die Berufswelt ist eine entscheidende Phase im Leben, und Rotary kann hier mit seinem Netzwerk und seiner Expertise einen echten Unterschied machen. Gleichzeitig zeigt der Berufsdienst, wie relevant Rotary auch heute noch in gesellschaftlichen Fragen ist.
Was hat den Berufsdienst-Wettbewerb im vergangenen Jahr inspiriert, und welche Ziele standen dabei im Vordergrund?
Die Idee entstand aus der Überzeugung, dass der Berufsdienst eine Schlüsselrolle dabei spielt, jungen Menschen Perspektiven zu bieten. Wir wollten mit dem Wettbewerb die Kreativität und das Engagement der Rotary Clubs fördern und gleichzeitig zeigen, wie vielseitig der Berufsdienst gestaltet werden kann. Zudem wollen wir den Berufsdienst in unserem Distrikt 1990 wieder zu neuem Leben erwecken. Besonders wichtig war es uns, nicht nur innovative Ideen zu würdigen, sondern diese den anderen Clubs zugänglich zu machen. Es ging uns also darum, Inspiration zu teilen und die Bedeutung der Berufsbildung ins Bewusstsein zu rücken.
Im Rahmen des Wettbewerbs wurden vier Projekte präsentiert. Welche Ideen und Ansätze haben euch besonders beeindruckt?
Die Vielfalt der Projekte hat uns wirklich begeistert. Der RC Gstaad-Saanenland hat mit «Vielfalt im Bildungssystem» eine innovative Plattform geschaffen, die Schüler, Eltern und Unternehmen miteinander ins Gespräch bringt. Durch Workshops und Kurzvorträge wurden die Chancen der Berufsbildung aufgezeigt und gleichzeitig ein Austausch über Herausforderungen und Lösungen ermöglicht. Besonders die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie Schulen und dem Gewerbeverein hat dem Projekt einen besonders nachhaltigen Anstrich verliehen.
Der RC Aubonne verfolgt einen ganz praktischen Ansatz: Rotarier besuchen Schulklassen, um Schüler auf Bewerbungsgespräche vorzubereiten. Diese «Trainingseinheiten» geben den Jugendlichen nicht nur Sicherheit, sondern öffnen auch den direkten Kontakt zur Berufswelt. Die Resonanz von Schülern und Lehrern war durchweg positiv.
Der RC Bern Bubenberg setzt auf Anerkennung: Jedes Jahr vergibt der Club Preise für die besten Lehrabschlüsse in den Berufen Maurer und Strassenbauer. Mit diesen Auszeichnungen, die bei den Abschlussfeiern verliehen werden, schafft der Club nicht nur Motivation, sondern auch ein Bewusstsein für die Bedeutung handwerklicher Berufe. Viele ehemalige Preisträger erinnern sich noch Jahre später an diese Würdigung.
Der RC Lyss-Aarberg schliesslich beeindruckte mit gleich mehreren Projekten. Besonders spannend fand ich persönlich die fiktiven Vorstellungsgespräche für Schüler der 8. Klasse. Die Jugendlichen bewerben sich dabei «fiktiv» bei echten Unternehmen und erhalten nach dem Gespräch ein ausführliches Feedback – eine wertvolle Vorbereitung auf den Ernstfall. Gleichzeitig organisiert der Club regelmässig interne Veranstaltungen, bei denen Rotarier ihre beruflichen Erfahrungen teilen und damit andere inspirieren.
Der neue Wettbewerb steht bereits in den Startlöchern. Wie können Clubs ihre Projekte einreichen, und welche Chancen bietet die Teilnahme den Gewinnern?
Der neue Wettbewerb richtet sich an alle deutschsprachigen Rotary- und Rotaract Clubs, und in unserem zweisprachigen Distrikt auch an die französischsprachigen Clubs (ich werde dafür besorgt sein, dass die Übersetzung klappt). Die Teilnahme ist ganz einfach: Clubs können bis zum 22. Februar 2025 einen Projektsteckbrief online auf berufsdienst.orgeinreichen. Eine Jury wird die zehn besten Projekte auswählen, die dann ab 5. April 2025 online präsentiert werden. Danach können Rotarier und Rotaracter ihre Favoriten wählen. Die Gewinner erhalten eine besondere Würdigung im Distrikt und eine ausführliche Präsentation im deutschen Rotary Magazin. Das Ziel ist, diese tollen Ideen sichtbar zu machen und dadurch andere Clubs zu inspirieren.
Liebe Cornelia, wir danken dir für das Gespräch und drücken allen teilnehmenden Clubs die Daumen.
Arbeitskreis «Werte. Bildung. Beruf.» (AKWBB)
Der AKWBB vereint engagierte Rotarierinnen und Rotarier aus dem deutschsprachigen Raum, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die berufliche Bildung und individuelle Entwicklung zu fördern. Das Augenmerk liegt dabei stark, aber nicht ausschliesslich auf jungen Menschen. Unter dem Dach des AKWBB stösst man auf eine Vielfalt an Projekten, die Menschen unterstützen – von der beruflichen Orientierung für Jugendliche bis hin zu Programmen, die der beruflichen Weiterentwicklung dienen. Dabei stehen Werte wie Ethik, Integrität und Verantwortung im Mittelpunkt. Mit Bildungs- und Berufsdienstprojekten schafft der AKWBB einen direkten Mehrwert für Gesellschaft und Wirtschaft.
Bildung und berufliche Förderung sind Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Durch innovative Projekte, Mentoring und Netzwerke möchte der AKWBB Perspektiven schaffen, die weit über Rotary hinauswirken. Besonders die Verbindung von Werten, Wissen und beruflicher Praxis macht den rotarischen Berufsdienst einzigartig und bietet Clubs die Chance, ihre Ideen einzubringen und nachhaltig etwas zu bewirken.
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