Damit Erben nicht zum Psychodrama wird

miðvikudagur, 6. ágúst 2025

Denise Lachat

Verbitterung, Verrat, Tragödien: Das sind die Zutaten des Kriminalromans «Les Héritiers». Aber solche Dramen betreffen nicht nur die Reichen. Rot. Sarah Félix Furrer, Rechtsanwältin und Notarin in Aubonne (VD), erlebt dies regelmässig in ihrer beruflichen Tätigkeit. Für sie besteht die Aufgabe einer Notarin vor allem darin, eine möglichst friedliche und ausgewogene Übertragung von Eigentum zu gewährleisten.

Liliane Bettencourt, Johnny Hallyday, Georges Gainsbourg oder Gina Lollobrigida: In «Les Héritiers» untersucht Bernard Pascuito die Zerwürfnisse im Zusammenhang mit dem Erbe von Prominenten, die in Psychodramen ausarten. Erben ist laut dem Buch «schlimmer als das wahre Leben». Gilt das nur für die Welt der Superreichen?

Nein, diese Dramen sind nicht nur den Vermögenden vorbehalten. Auch für Normalsterbliche kann eine Erbschaft alte Wunden aufreißen, Rivalitäten und Gefühle der Ungerechtigkeit wieder aufleben lassen. Über die finanziellen Aspekte hinaus berührt das Erbe auch emotionale Aspekte, die Familiengeschichte und die symbolische Anerkennung. Ein Familienporträt, ein Elternhaus, ein Schmuckstück, ein Möbelstück oder sogar ein Spielzeug können ebenso viele Spannungen hervorrufen wie ein gut gefülltes Bankkonto.

Dann kommt es häufig zu Spannungen zwischen Erben?

Leider kommt es relativ häufig zu Spannungen. Meistens sind nicht die Höhe des Erbes, sondern die Wahrnehmung einer ungleichen oder ungerechten Behandlung der Grund für Spannungen. Konflikte brechen oft aus, wenn einer der Erben von seinen Eltern zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod bevorzugt wurde.

Sind Sie manchmal schockiert über das Verhalten einiger Erben?

Ich bin eher traurig als schockiert. Es kommt nämlich nicht selten vor, dass Vermögensstreitigkeiten familiäre Bindungen belasten oder sogar dauerhaft beeinträchtigen. Was mich am meisten beeindruckt, ist, dass die Trauer in den Hintergrund tritt und von Spannungen oder Konflikten im Zusammenhang mit der Aufteilung des Vermögens oder der Wahrnehmung ungleich verteilter mütterlicher und väterlicher Liebe überschattet wird.

Wie sollte man seine Nachfolge regeln, damit im Ernstfall alles reibungslos zwischen den Erben abläuft?

Man muss vorausschauend planen: sich über die rechtlichen Möglichkeiten informieren, ein klares, ausgewogenes und dem Schweizer Recht entsprechendes Testament verfassen. Vor allem aber muss man kommunizieren, seinen Angehörigen seine Entscheidungen erklären und manchmal eine Familienmediation in Anspruch nehmen. Mit einem Erbvertrag können die Regeln einvernehmlich festgelegt werden. Es ist wichtig, sich von einer Fachperson begleiten zu lassen, um individuelle Lösungen zu finden.

Welches sind die häufigsten Sorgen von Erblassern?

Die Menschen befürchten vor allem, dass ihr Wille nicht respektiert wird, dass sich ihre Kinder zerstreiten oder dass bestimmte Erben ungewollt benachteiligt werden. Viele stellen sich auch Fragen zur Besteuerung, zum Schutz des überlebenden Ehepartners oder zur Absicherung eines Familienunternehmens oder einer Immobilie.

In der Schweiz geht der Trend seit dem 19. Jahrhundert mit der Modernisierung des Rechts und der Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 in Richtung Gleichstellung der Kinder in der Erbfolge. Erlaubt das aktuelle Schweizer Recht noch eine privilegierte Weitergabe, zum Beispiel um einen Bauernhof, eine Alpwirtschaft oder einen Weinberg ohne Aufteilung in der Familie zu erhalten?

Ja. Das Schweizer Recht sieht Mechanismen vor, um die Aufteilung bestimmter wirtschaftlicher Einheiten wie landwirtschaftlicher Betriebe oder Weinbaubetriebe zu verhindern. Das Gesetz über das bäuerliche Bodenrecht (BGBB) sieht beispielsweise den Grundsatz vor, dass unter bestimmten Voraussetzungen ein einziger Erbe das gesamte Vermögen erhält. Dies kann jedoch zur Folge haben, dass eine Ausgleichszahlung an die anderen Erben nötig ist.

Mit welchen Hindernissen oder Schwierigkeiten sind Eigentümer von Weinbergen, Bauernhöfen oder Firmenchefs heute konfrontiert, wenn sie ihr Vermögen weitergeben möchten?

Die grössten Hindernisse sind der hohe Wert des Eigentums, der für einen einzelnen Erben oft schwer zu finanzieren ist, Interessenkonflikte zwischen den Erben – einige wollen die Tätigkeit fortsetzen, andere wollen verkaufen –, die Besteuerung und manchmal mangelnde Planung oder das Fehlen eines designierten Nachfolgers.

Die Idee, einen Teil oder das gesamte Vermögen einer gemeinnützigen Einrichtung oder einem sozialen Zweck zu vermachen, gibt es seit der Antike, anfangs oft aus religiösen oder moralischen Gründen. Um sich «das Seelenheil» zu sichern, spendeten Gläubige sehr hohe Summen an Klöster und Orden. Vor allem die katholische Kirche kam so zu grossem Landbesitz und Reichtum. Hat die Kirche heute noch einen Platz in Testamenten?

Ja, aber in geringerem Masse. Einige Menschen, insbesondere ältere, möchten ihrer Gemeinde oder einer religiösen Einrichtung etwas hinterlassen. Heute gehen jedoch die meisten Vermächtnisse, die nicht an Familienangehörige oder Verwandte gehen, an karitative, kulturelle, bildungsbezogene, medizinische oder Tierschutzorganisationen.

Ist es üblich, dass Menschen ohne Kinder an philanthropische oder soziale Einrichtungen spenden?

Ja, das kommt recht häufig vor, und das betrifft nicht nur Menschen ohne Kinder. Aber es stimmt, dass Menschen ohne direkte Erben eher dazu neigen, sich an Einrichtungen zu wenden, die ihnen am Herzen liegen, um ihrem Vermögen einen Sinn zu geben.

Man kann ein Vermögen erben – genauso wie man Schulden erben kann. Wie kann man wissen, ob man eine Erbschaft annehmen sollte oder nicht, um nicht ein vergiftetes Geschenk in Händen zu halten?

Bevor man eine Erbschaft annimmt, muss man die Vermögenslage des Verstorbenen prüfen: Vermögenswerte, Schulden, Steuerverbindlichkeiten usw. In der Schweiz kann man eine Erbschaft annehmen, ablehnen oder unter Vorbehalt annehmen. Letztere Option schützt den Erben, indem sie seine Haftung begrenzt. Es ist daher ratsam, vor jeder Entscheidung einen Notar oder einen anderen Spezialisten zu konsultieren, insbesondere wenn Zweifel über die Verschuldung des Verstorbenen bestehen.

Materielles Erbe wird dafür kritisiert, soziale Ungleichheiten von Generation zu Generation weiterzuführen. Wie sehen Sie das?

Es stimmt, dass das materielle Erbe manchen Menschen einen mehr oder weniger grossen finanziellen Vorsprung verschafft, während andere nichts erben. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Weitergabe von Vermögen auch von emotionalen und familiären Faktoren sowie von der Verantwortung gegenüber künftigen Generationen geprägt ist. In der Schweiz strebt das Erbrecht ein gewisses Gleichgewicht an: Es schützt die nahen Erben – insbesondere die Kinder – durch Pflichtteile und gewährt dem Erblasser gleichzeitig eine gewisse Verfügungsfreiheit. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber bereits spezifische Massnahmen eingeführt, wie beispielsweise die Besteuerung von Erbschaften in der indirekten Linie. Meiner Meinung nach ist es nicht Aufgabe des Notars, Fragen der sozialen Gerechtigkeit zu beurteilen, sondern Familien fair, transparent und vorausschauend zu begleiten und dabei für eine möglichst friedliche und ausgewogene Vermögensübertragung zu sorgen.


Weiterführende Lektüre zum Thema Erbschaft:

„Les Héritiers” von Bernard Pascuito (Le Rocher, 2024), ein Roman, der die Erbschaft mehrerer Prominenter untersucht

„Héritage” von Miguel Bonnefoy (Rivages, 2021), ein Roman über mehrere Generationen, der sich mit der Weitergabe von Gegenständen und Familienwerten im Laufe des 20. Jahrhunderts befasst

«Le Guide pratique des successions», Pierre Novello (Hrsg. Pierre Novello, 2025), richtet sich an alle, die sich mit Erbschaftsfragen beschäftigen

«Successions et donations: mode d'emploi», Roland Bron, Julien Favre (VZ VermögensZentrum, 2024).

Rot. Sarah Félix Furrer ist seit 2008 Notarin