Zwei Millionen US-Dollar für RMCH

måndag 25 juli 2022

Der Rotary Action Group for Reproductive, Maternal and Child Health (RMCH) wurde kürzlich vom Programs of Scale ein Zwei-Millionen-Dollar-Grant zugesprochen. Das Geld fliesst in ein Projekt in Nigeria. PDG Judith Lauber, Präsidentin der Aktionsgruppe RMCH Schweiz/Liechtenstein, erzählt uns im Interview, worum es bei dem Projekt geht und weshalb sie sich noch mehr Engagement von den Clubs wünscht.

Kannst Du kurz erklären, liebe Judith, was RMCH macht?

Die Rotary Action Gruppe RMCH setzt sich generell für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung unter menschenwürdigen Bedingungen ein. Unsere Vision ist eine tragfähige Balance zwischen verfügbaren Ressourcen und der Anzahl Menschen auf der Erde. Ausserdem stehen wir für verfügbaren und bezahlbaren Zugang zu Bildung, Familienplanung und eine medizinische Grundversorgung für alle ein.

Konkret evaluieren wir Projekte, vor allem in Afrika, die diese Zielsetzung verfolgen. Dabei legt die Sektion Schweiz-Liechtenstein, die wir 2017 gegründet haben, besonderen Wert auf die Förderung von Frauen und Mädchen. Gut ausgebildete, wirtschaftlich unabhängige Frauen, die selbstbestimmt über die Familienplanung entscheiden können, haben erwiesenermassen weniger Kinder. Die Bevölkerungsentwicklung hängt mit der Frauenförderung zusammen, genauso wie mit der Gesundheit von Mutter und Kind. Sinkt die Mütter- und Kindersterblichkeit, gibt es nicht mehr Kinder, wie man vielleicht denken würde, sondern weniger. Das zu fördern und ins Bewusstsein zu bringen, steht im Fokus der von uns unterstützten Projekte.

Das Nigeria Family Planning Projekt, das Leuchtturmprojekt von RMCH, wurde kürzlich von Rotary International bzw. der Rotary Foundation mit einem Programs of Scale-Grant belohnt – herzlichen Glückwunsch! Worum geht es bei dem Projekt?

Ja, darüber sind wir sehr glücklich. Vor allem die deutsche Sektion von RMCH hat hart an dieser Bewerbung gearbeitet. Die Freude ist riesig.

Die Programs of Scale-Grants gibt es erst seit zwei Jahren. Es sind von Rotary finanzierte Grossprojekte, welche evidenzbasiert sind und bereits einen Erfolg ausweisen können. Die Skalierung bewährter Programme, so Rotary, kommt mehr Menschen zugute und fördert die Entwicklung von Strategien und nachhaltigen Projekten. Mit den Programs of Scale werden Rotariern mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt, um grössere und wirkungsvollere Programme in den Schwerpunktthemen der Rotary Foundation umzusetzen. Das RMCH Nigeria-Projekt ist erst das zweite Projekt, dem ein Zwei-Millionen-Dollar-Grant zugesprochen wurde.

Dieser Grant ist die Voraussetzung für eine weitere Unterstützung durch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Erwartet wird eine weitere Million Euro. Zusammen mit Sachspenden und anderen Spenden aus der rotarischen Familie und von privaten Geldgebern sowie der Unterstützung der nigerianischen Regierung können wir im Oktober mit einem neuen Programm beginnen. Die Projektsumme beläuft sich auf vier Millionen US-Dollar. Der offizielle Name des Projekts lautet: «Gemeinsam für gesunde Familien in Nigeria» (Together for Healthy Families in Nigeria). Das Ziel ist die Senkung der Mütter- und Neugeborenensterblichkeit.

Die Dauer dieses Projekts ist auf drei Jahre angelegt. Es wird in vier Bundesstaaten von Nigeria durchgeführt. Warum Nigeria? RMCH hat dort die grösste Erfahrung, es gibt ein Team, das nahtlos an das Nigeria Family Planning Projekt anschliessen und eine noch grössere Aufgabe übernehmen kann. Ausserdem hat Rotary die Unterstützung der nigerianischen Regierung und der Bedarf ist immens.

Was unterscheidet RMCH von anderen Hilfsorganisationen?

RMCH zeichnet aus, dass wir engen Kontakt zu Personen haben, die in die Projekte vor Ort involviert sind. Wir, das heisst die Sektion Schweiz-Liechtenstein, wählen ganz konkrete Projekte aus, in die wir investieren. Das ist uns wichtig, denn wir wissen, dass Vertrauen eine Voraussetzung für Spenden ist. Wir legen viel Wert auf eine hohe Vertrauenswürdigkeit.

Ein ausgezeichnetes Beispiel ist ein Kindergartenhaus in Uganda, das dank einem District Grant, Spenden aus dem Gemeindienst meines Clubs und privaten Spenden gebaut werden konnte. Durch das Projekt hatten die Menschen vor Ort Arbeit, und auch die Materialien wurden lokal beschafft. Ich persönlich finde es eine grossartige Sache, denn dank dem Kindergarten werden die Kleinkinder auf die Schule vorbereitet und die Mütter können nun arbeiten gehen. Dazu hat der Club auch Bienenstöcke finanziert, so dass die Frauen mit Honig Geld verdienen können. Wir fördern also Bildung und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Das Projekt wurde von Schweizern vor Ort betreut, zu denen wir engen Kontakt pflegen.

Weiter haben wir einen Lieferwagen für eine Pilzfarm mitfinanziert, so dass nun die Waren zeitnah zum Markt gebracht werden können. Auch ein Vorzeigeprojekt, bei welchem Kinder betreut und die Mütter in Gesundheits- und Familienplanung unterreichtet werden. Gleichzeitig können sie auf der Farm arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen.

Wie kann man RMCH unterstützen?

Man kann als Club eine Mitgliedschaft beantragen oder eine einzelne Spende machen. Das Schwerpunktthema von Past President Shekhar Mehta im rotarischen Jahr 2021/22 war «Empowering Girls». Auch Clubs können dies tun und zum Beispiel ein Jahr lang den Austausch zu diesem Thema fördern.

Auch Einzelpersonen können bei RMCH Mitglied werden und uns mit einer regelmässigen Spende unterstützen. Wir bieten aber auch die Möglichkeit an, direkt für bestimmte Projekte zu spenden oder zum Beispiel mit 500 Franken ein Stipendium für eine Schülerin zu übernehmen.

Weshalb sollte man sich als Club bei RMCH engagieren?

Die Gesundheit von Mutter und Kind ist einer von Rotarys Schwerpunktbereichen. Eine Übersicht über die Grants der Foundation zeigt, dass dieser Bereich zurzeit noch wenig gefördert wird, im Vergleich zu einigen der anderen Schwerpunkte. Das Ziel ist, in all diesen Bereichen Projekte zu fördern und zu initiieren, was Sache der Clubs ist und nicht der Foundation. Und genau da setzt RMCH ein. Wir können den Clubs, die sich gerne international engagieren möchten, vertrauenswürdige Projekte empfehlen.

Janine Keller


Vor mehr als 25 Jahren stiess die Rotary Action Group for Reproductive, Maternal and Child Health ihr erstes Projekt an