Wie viele
Mittel investiert die Schweiz in die Bildung, wie funktioniert das Schweizer
Bildungssystem und wie wirkt es sich aus? Das Bundesamt für Statistik (BFS)
liefert mit den «Bildungsindikatoren» regelmässig wertvolle Informationen. Die
jüngsten wurden im Juli 2024 veröffentlicht.
Die
öffentlichen Bildungsausgaben spiegeln den Stellenwert, die der Bildung auf
gesellschaftlicher Ebene beigemessen wird. Sie zeigen den Anteil des nationalen
Vermögens (Bruttoinlandprodukt, BIP) und der öffentlichen Gesamtausgaben, den
Bund, Kantone und Gemeinden für die Bildung in der Schweiz aufwenden. Im Jahr
2021, den aktuellen verfügbaren Ergebnissen, machten die öffentlichen Ausgaben
für Bildung 5.6% des Schweizer BIP und 17.7% der gesamten öffentlichen Ausgaben
aus. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind teilweise beträchtlich:
Freiburg weist mit 8.1% des kantonalen BIP und 34.1% der gesamten öffentlichen
Ausgaben den höchsten Anteil im kantonalen Vergleich auf.
Steigende
Ausgaben
In Bezug
auf die allgemeine Entwicklung stellt das BFS fest, dass die Bildungsausgaben
in Prozent des BIP seit dem Jahr 2000 schwanken, aber insgesamt einen
Aufwärtstrend aufweisen und von 4.8% des BIP im Jahr 2000 auf 5.6% im Jahr 2021
steigen. Im selben Zeitraum stiegen die Bildungsausgaben als Prozentsatz der
gesamten öffentlichen Ausgaben stetiger an, von 14.8% im Jahr 2000 auf 17.7% im
Jahr 2021.
Gerechnet
pro Person in Ausbildung erreichen die öffentlichen Ausgaben folgende
Jahresbeträge: 22800 Franken in der obligatorischen Schule, 16692 auf der
Sekundarstufe II, wobei 15049 auf die berufliche Grundbildung und 20525 auf den
gymnasialen Bildungsweg entfallen. Die Tertiärstufe (Hochschulen und höhere
Berufsbildung) weist mit 31272 Franken die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für
Bildung auf. Das BFS weist jedoch darauf hin, dass der Betrag auf der
Sekundarstufe II deutlich höher ausfallen würde, wenn auch die privaten
Ausgaben der Lehrbetriebe für die Ausbildung der Lehrlinge einbezogen würden.
Lehrlingsausbildung: Welten zwischen Genf und Uri
Das BFS stellt fest, dass die Unternehmen durch die
freiwillige Bereitstellung von Lehrstellen für junge Menschen in Ausbildung
langfristig ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte für sich und ihre Branche
sichern. In dieser Hinsicht stellt die Lehrstellenquote (der Anteil der
Lehrstellen am Total der Beschäftigten) die Investition dar, die Unternehmen in
die duale Berufsbildung tätigen, die für den Fortbestand des
Berufsbildungssystems unentbehrlich sind. Die Berufsbildung bleibt in der
Schweiz der bevorzugte Bildungsweg auf der Sekundarstufe II. Im Jahr 2022 waren
65.1% der Auszubildenden in einer Berufsbildung. Seit 1990 hat der Anteil der
Personen in der Allgemeinbildung gegenüber der Berufsbildung indes zugenommen.
Der Anteil der Schülerinnenund
Schüler, die zu Beginn der Sekundarstufe II eine Allgemeinbildung wählten,
stieg bis im Jahr 2022 um mehr als 11 Prozentpunkte auf 34.9%.
Betrachtet
man den Arbeitsmarkt als Ganzes, so waren im Jahr 2021 4.3% der Beschäftigten
Lernende (gegenüber 4.9% im Jahr 2012). Im kantonalen Vergleich befinden sich
die Kantone Uri und Genf mit 7.4% bzw. 1.7% an den Extrempunkten.
Minimaler
Bildungsrucksack
Ein
Abschluss auf der Sekundarstufe II wird heute als minimale Voraussetzung für
einen erfolgreichen Eintritt in das Erwerbsleben betrachtet.
Nach der
obligatorischen Schulzeit können junge Menschen ihre Ausbildung in einer
allgemeinbildenden Schule oder einer beruflichen Bildung auf der Sekundarstufe
II fortsetzen. Auf dieser Stufe erwerben sie Qualifikationen, die ihnen den
Zugang zu einer höheren Bildung ermöglichen oder sie auf den Eintritt in den
Arbeitsmarkt als Fachkraft vorbereiten. Dass 95%
der Jugendlichen bis zum Alter von 25 Jahren einen Abschluss auf der
Sekundarstufe II haben sollen, ist eines der politischen Ziele, die Bund,
Kantone und Arbeitnehmerorganisationen gemeinsam festgelegt haben.
Die Quote
der Erstabschlüsse auf der Sekundarstufe II dient als Indikator zur
Beurteilung, inwieweit dieses Ziel erreicht wird. Ende 2023 haben 90.7% der
Jugendlichen einen Abschluss auf Sekundarstufe II erworben. Frauen haben eine
etwas höhere Abschlussquote als Männer. Mit 93.1% erreichten die in der Schweiz
Geborenen fast das Ziel von 95%.
Mehr als
ein Viertel der Personen mit Lehrabschluss absolvieren später eine höhere
Berufsbildung und schliessen diese mit einem Diplom ab. Das BFS gibt weiter an,
dass seit 2010 die Übertrittsquoten in die höhere Berufsbildung leicht
gestiegen sind und nun bei knapp 28% liegen. Die Quote der Männer übersteigt
diejenige der Frauen um rund 8 Prozentpunkte.
Berufliches
Einkommen
Es besteht
ein Zusammenhang zwischen dem Erwerbseinkommen und der höchsten abgeschlossenen
Ausbildung einer Person. Ein hohes Bildungsniveau verbessert die beruflichen
Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und damit die Höhe des Erwerbseinkommens,
unabhängig von anderen Faktoren wie Alter oder Berufserfahrung. Zudem kann es
den Rhythmus erhöhen, mit dem die Einkommen im Laufe der Zeit steigen. Das BFS
warnt vor dem Verzicht auf eine nachobligatorische Ausbildung. «Der Verzicht
auf eine Ausbildung kann für eine Person ohne postobligatorische Ausbildung zu
einem Lohnverlust führen, der je nach Bildungsniveau zwischen etwa 21% und 65%
ihres Medianeinkommens beträgt.»
Für
Lehrlinge und Lehrtöchter ist es darüber hinaus von Bedeutung, dass seit 2010
der Abstand zwischen den Medianeinkommen der beruflichen und der allgemeinen
Bildung auf der Sekundarstufe II fast verschwunden ist. Zwischen der höheren
Berufsbildung und der Hochschulbildung hat er sich stabilisiert.